Erneut Proteste gegen Frauen an der Klagemauer

Streng orthodoxe Juden demonstrierten erneut gegen eine Gruppe von jüdischen Frauen, die um das Recht kämpfen, an der Klagemauer in Jerusalem zu beten. Dieses Recht ist traditionell Männern vorbehalten.

In Israel schwelt der Konflikt zwischen Vertretern des streng orthodoxen Judentums und jüdischen Frauenrechtlerinnen weiter. Bei den traditionellen Gebeten zum jüdischen Monatsbeginn kam es am Sonntag in Jerusalem erneut zu Demonstrationen strengreligiöser Juden gegen die Gruppe „Women of the Wall“ (WOW - Frauen an der Mauer). Die Polizei eskortierte mehrere hundert WOW-Aktivistinnen, die an der Klagemauer beteten, nachdem es im Mai zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen war.

Mitglieder der Gruppe Women of the Wall

REUTERS/Ronen Zvulun

Mitglieder der „Women of the Wall“ versammeln sich zum monatlichen Gebet an der Klagemauer am Sonntag, 9.6.2013

Proteste nach Drohhungen abgeschwächt

An diesem Sonntag protestierten allerdings nur einige Hundert strenggläubige Juden mit Gebeten und Spruchtafeln gegen die WOW-Aktion und nicht, wie erwartet, mehrere Tausend. Vergangene Woche hatten Israels Oberrabbiner und der für die Klagemauer zuständige Rabbiner Schmuel Rabinowitsch Gewaltandrohungen für den Fall erhalten, dass sie die Frauen weiterhin von ihren Gebeten abhalten, wie israelische Medien meldeten.

Hintergrund ist der Streit um die Rechte von Frauen und Reformjuden an der Klagemauer. Ein Jerusalemer Gericht hatte Ende April fünf WOW-Aktivistinnen freigesprochen, die zuvor von der Polizei festgenommen worden waren, weil sie ihre Gebete laut sprachen und den traditionell Männern vorbehaltenen Gebetsschal trugen.

Das für die Klagemauer zuständige Rabbinat sieht im Tragen des Gebetsschals oder -riemens sowie in Thoralesungen durch Frauen eine Verletzung des jüdischen Religionsgesetzes. Der Oberste Gerichtshof hatte im Jahr 2000 Frauen diese Rechte zunächst zugestanden. Kurz darauf wurde jedoch in der Knesset ein Gesetzentwurf der religiösen Parteien angenommen, der entsprechende religiöse Zeremonien verbietet.

KAP

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