Hexen und Druiden: Der Tanz ums Sommerfeuer

Mit Trommeln, Gesang und mystischen Ritualen feiern auch moderne Hexen und Druiden die Sommersonnenwende. Hexen und Druiden gehören zu den neuheidnischen oder neopaganen Bewegungen und sind zu einem Teil des „spirituellen Feldes“ geworden.

Feste, die von der Sonne bestimmt werden, sind fixer Bestandteil im Jahresablauf von Hexen und Druiden. Abseits der großen, institutionalisierten Religionen wird um Freudenfeuer getanzt oder über Feuer gesprungen, um Fruchtbarkeit, Reinigung, Gesundheit und Liebe zu fördern. Der Mittsommernacht wird eine magische Kraft zugeschrieben.

Lange Feste, kurze Nächte

Zur Sommersonnenwende hat die Sonne ihre größte Kraft, es ist der längste Tag im Jahr und die kürzeste Nacht. Seit Urzeiten ist das ein Grund für die Menschen, Feste zu feiern. Im Christentum wurde das Fest der Sommersonnenwende mit einer Feier zu Ehren Johannes des Täufers am 24. Juni verbunden. Die dabei entzündeten Feuer werden dementsprechend Johannisfeuer genannt. Druiden und Hexen begehen das „Litha“ genannte Fest bewusst. Sie beziehen sich dabei auf vorchristliche Traditionen, verehren die Natur und feiern Zeremonien zu Ehren von Göttinnen und Göttern.

Sonnwendfeuer

APA/Franz Neumayr

Johannis- oder Sonnwendfeuer gehören zum Brauchtum. Einst sollten sie böse Geister fernhalten.

Sendungshinweis

„Erfüllte Zeit“ von 16. Juni kann bis Sonntag, 22. Juni, nachgehört werden - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Die Sommersonnenwende ist eines von vier Festen im Jahreskreis, die nach dem Sonnenstand bestimmt werden: die Sommersonnwende, die Wintersonnenwende sowie die Frühjahrs- und Herbsttagundnachtgleiche. Beim Wicca, einer Natur- und Mysterienreligion mit Ursprung im 20. Jahrhundert, werden diese Feste mit Trommeln, Musik, Gesang und Trance gefeiert. Die Trance sei ein wichtiges Element, um den Kontakt zur „Anderswelt“ herzustellen, erzählt Tanja Kozak, Hohepriesterin der Wicca, in der Ö1-Sendung „Erfüllte Zeit“.

Wicca: Allgegenwärtige Magie

Im Wicca gilt alles als beseelt. Das Leben um uns herum habe mit uns zu tun und nehme auch Einfluss auf uns, so Kozak, und es gebe Wesenheiten, mit denen Kontakt aufgenommen werden könne. Sie bezeichnet sich selbst als moderne Hexe und empfindet etwa auch Magie als allgegenwärtig - freilich nicht im Sinne von Zauberei.

Im der Hexentradition des Wicca gebe es das Credo: „Tue, was du willst, solange Du niemandem schadest“, erzählt Kozak. „Das ist der Punkt. Ich kann ein Messer benutzen und kann damit jemandem bedrohen oder umbringen. Ich kann das Messer aber auch benutzen, um jemandem, der Hunger hat, eine Scheibe Brot abzuschneiden“, so Kozak. „Magie ist das Messer, und es kommt auf den Menschen an, wie er es benutzt.“

Der Religion beziehungsweise auch Philosophie des „Neuheidentums“ liege die Annahme zugrunde, dass die Natur eigenständig und aktiv agiere, so die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine in Ö1. Die Natur werde als göttlich angesehen und als zum Wohle des Menschen Handelnde - aber auch als zerstörend Wirkende. Eine Wicca-Regel lautet: „Alles, was von dir ausgeht, fällt dreifach auf dich zurück.“

Der Mensch als Teil des Universums

Das Druidentum ist eine spirituelle und philosophische Strömung, die sich auf die Druiden, das „Kultpersonal“ der historischen Kelten, bezieht. Ein wichtiges Merkmal ist die Verbundenheit mit dem Universum. Die Historikerin und Druidin Signe Fuchs erläutert, dass sie sich als Teil des Universums verstehen, beide würden derselben Energie entspringen.

Stonehenge

APA/EPA/Lindsey Parnaby

Die mystischen Steine von Stonehenge in England sind Anziehungspunkt für moderne Hexen, Druiden und Anhänger anderer Naturreligionen. Ein Mal im Jahr, zur Sommersonnenwende, wird der Zutritt zu dem sonst abgesperrten Monument ermöglicht.

Im Zentrum stehe die Verbindung mit allem, was da ist: mit der Welt, mit dem Universum, mit den Planeten. Doch müsse die Verbindung mit dieser Energie erst wieder aufgebaut werden, weil sie im Lauf der Zeit immer mehr verloren gegangen sei.

Ethische Fragen

Insgesamt existiere eine Vielfalt an neuheidnischen Bewegungen, die weiterhin im Wachsen begriffen seien, so Heine. Anders als in Österreich sind manche neuheidnische Gruppen in Amerika staatlich anerkannte Religionsgemeinschaften. Viele von ihnen sind naturverbunden, daher auch am Schutz der Natur interessiert und zu einem wesentlichen Teil auf die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit ausgerichtet. Es gebe aber auch einzelne Gruppen, die rassistische und rechtsextreme Positionen vertreten, so Heine, die auf eine teilweise mangelhafte ethische Komponente hinweist.

Davon distanziert man sich seitens der Wicca und Druiden. Der moralische und ethische Anspruch sei gerade in diesen Traditionen sehr hoch, da man versuche, richtig zu handeln, und dafür auch die Verantwortung übernehme, so Fuchs. Das Richtige sei, sagen Fuchs wie auch Kozak, was niemandem schade und allen nütze. Die Angaben darüber, wie viele Wicca und Druiden existieren, variieren stark. Weltweit gibt es Gruppen, die sich auch miteinander vernetzen. In Österreich gibt es zwischen 30 und 400 Wicca.

Nina Goldmann, religion.ORF.at