Ramadan: Fasten für Gott

Für etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung beginnt der heiligste Monat des Jahres - Ramadan. Für viele Muslime ist es nicht einfach, Ramadan zu feiern. Politische Umstürze oder Auslandsaufenthalte erschweren das Einhalten der religiösen Pflichten.

Der Fastenmonat Ramadan ist für weltweit 1,5 Milliarden Muslime besonders heilig und mit einem 30 Tage währenden Fasten und der besonderen Hingabe an Allah verbunden. Heuer beginnt der Ramadan (Ramezan) je nach geografischer Lage am 8. oder 9. Juli. Nach islamischer Überlieferung hat Allah um 610 in einer Nacht im Ramadan seinem Propheten Mohammed das erste Mal den Koran durch den Erzengel Gabriel offenbart.

Reinigung des Körpers und der Seele

Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender. Der Beginn wird im arabischen Raum durch das Sichten der Mondsichel bestimmt, europäische Muslime richten sich im Allgemeinen nach dem Kalender. Da sich die islamische Zeitrechnung allein nach dem Mond richtet, sind die Jahre um 10 bis 11 Tage kürzer als im Sonnenjahr. Mit Beginn des Ramadans, der sich jedes Jahr um wenige Tage verschiebt, verzichten die Menschen tagsüber (von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) auf leibliche Genüsse wie Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr. Aber auch Schweigsamkeit und Besinnung auf das Wesentliche gehören zum Ramadan.

Indonesische muslimische Kleriker mit Fernrohr um den Beginn des Ramadan zu bestimmen

APA/AP/Achmad Ibrahim

Indonesische muslimische Kleriker mit Fernrohr, um das exakte Auftauchen der Mondsichel zu bestimmen. Die Meinungen, ob Fernrohre verwendet werden dürfen, gehen auseinander

Im Ramadan sollen Körper und Seele gereinigt werden. Neben alten Menschen und Kranken sind schwangere und stillende Frauen vom Fastengebot ausgenommen. Ebenso vom Fastengebot befreit sind Kinder vor der Pubertät; allerdings ist das Fasten “entscheidungsfähiger” Kinder zulässig. Versäumte Fasttage können durch Almosen aufgewogen werden.

Fastenbrechen - ein Fest

Nach Sonnenuntergang darf ausgiebig gegessen und getrunken werden - „wenn ein weißer Zwirn nicht mehr von einem schwarzen zu unterscheiden ist“, werden Datteln und Wasser gereicht. Danach folgt das Nachtgebet. Das Fastenbrechen wird oft im Familienkreis gefeiert und hat Festcharakter. Es werden traditionelle Speisen zubereitet.

Besonders für junge Muslime, die zu Studienzwesken im Ausland sind, und im Ramadan nicht bei ihren Familien sind, kann das Fasten und das Fastenbrechen eine Herausforderung darstellen. Denn die traditionellen Speisen alleine zuzubereiten sind viele nicht gewohnt und einfach Pizza zu bestellen passe nicht zu dem festlichen Anlass, schreibt Schadi Mouhandes im Magazin „biber“.

Dattelverkäufer in Sanaa, Jemen

Reuters/Mohamed al-Sayaghi

Dattelverkäufer in Sanaa im Jemen. Datteln gelten Muslimen als besondere Speise - mit Datteln und Wasser wird traditionell das Fasten gebrochen

Neben dem täglichen Fasten wird der Ramadan durch zwei besondere religiöse Feste geprägt: In der Nacht der Bestimmung (Lailat al-Qadr - heuer am 4. August) wird an die Offenbarung der ersten Sure des Koran erinnert und das Fest des Fastenbrechens (Id al-Fitr/Eide Fetr) beendet die Fastenzeit (am 7. beziehungsweise 8. August)

Den Glauben stärken

Für gläubige Muslime ist das Fasten im Ramadan (Saum) der vierte der fünf Grundpfeiler des Islams, was wörtlich „Unterwerfung (unter Gott)“ bedeutet. Die anderen vier sind das Glaubensbekenntnis (Schahada), fünf tägliche Gebete (Salat), die Armensteuer (Zakat) und die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch).

Während des Ramadans sollen die Muslime durch Moscheenbesuche und Koranrezitationen ihren Glauben bezeugen und Opfergaben bringen. Die letzten zehn Nächte des Fastenmonats gelten als besonders heilig, darunter die „Nacht der Bestimmung“.

Grafik über Bevölkerungsanteil der Muslime weltweit. Weltweit ca. 20%, in Österreich ca. 6%

APA/Pew Research Center/Integrationsfonds

Appell an den Frieden in Nahost

Der Ramadan gilt auch als Monat des Friedens und der Versöhnung. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die Bürgerkriegsparteien in Syrien zu einer Waffenruhe während des Ramadan aufgerufen. In einer langen Ramadan-Botschaft an die Muslime weltweit sagte Ban, er denke in dieser Zeit besonders an das syrische Volk, das ab Dienstag seinen dritten Ramadan im Krieg begehe. Der islamischen Tradition gemäß müssten die Waffen in diesem heiligen Monat schweigen, daher rufe er „alle Parteien in Syrien auf, diese religiöse Verpflichtung wenigstens einen Monat lang zu respektieren“.

Auch ägyptische Muslime stehen in diesem Ramadan vor besonderen Herausforderungen. Es gilt die unterschiedlichen politischen Strömungen an einen Tisch zu bringen, um das Land nicht in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Die konservative Pariser Zeitung „Le Figaro“ kommentiert die Lage in Ägypten folgendermassen: „Alle Menschen in Ägypten setzen auf die Demokratie. Sie bleibt das Ziel der wichtigsten politischen Kräfte, ob nichtreligiös oder religiöser Ausrichtung. Das neue Ägypten kann nicht nur den Militärs, oder nur den Islamisten gehören, nein, es ist das Ägypten aller Ägypter. Bevor es zu spät ist, muss eine Übereinkunft gefunden werden, um die Entwicklung eines modernen Landes möglich zu machen. Dabei darf niemand ausgeschlossen werden, unter der Mitwirkung aller Bürger“.

Sozialgedanken in Österreich

In Österreich engagieren sich jugendliche Muslime unter dem Motto „Fasten - Teilen - Helfen“. In Projekten der muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) arbeitet man mit unterschiedlichen karitativen Einrichtungen zusammen - „für ein soziales Miteinander in Österreich“, wie es in einer Aussendung heißt. Die Motivation mitzumachen, ist für die 17-jährige Nadine „in erster Linie der Gedanke, dass ich im Ramadan bedürftigen Menschen in Österreich helfen kann. Denn für mich ist Anteilnahme und Hilfsbereitschaft kein Almosen, sondern Teil meiner Verantwortung in diesem Land“.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP

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