„ComUnity Spirit“ veröffentlicht „Grazer Erklärung“

17 Arbeitsgruppen erarbeiteten mehr als 150 Teilnehmer einer interreligiösen Konferenz in Graz die „Grazer Erklärung“, die nun online abrufbar ist und dort auch unterzeichnet werden kann.

Weil urbane Zentren Brennpunkte des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Nationen, Kulturen und Religionen sind, sollen Städte den interreligiösen Dialog untereinander und gemeinsam mit den Religionsgemeinschaften strukturell verankern. Dieses Resümee zogen die Teilnehmer der interreligiösen Konferenz „Com Unity Spirit“ in der steirischen Landeshauptstadt.

„Wenn Städte Vielfalt als Bereicherung und Verantwortung wahrnehmen, stärken sie ihre innere Gemeinschaft und geben zugleich Impulse für ein friedliches globales Zusammenleben.“ Das wird in der „Grazer Erklärung“ eingangs festgestellt.

Positive Kräfte nützen

Städtische Verantwortungsträger seien gut beraten, wenn sie dabei auch die positiven Kräfte von religiösen Menschen nützen. Religiöse Menschen seien nicht besser als andere. „Sie sind jedoch in der Lage, die starken Motivationskräfte ihrer religiösen Überzeugungen in die konstruktive Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft einzubringen - sowohl in lokalem Kontext als auch als Global Players. Die Gesellschaft kann auf dieses Potenzial nicht verzichten“, heißt es in dem Text.

Gewarnt wird vor der Instrumentalisierung möglicher Konfliktpotentiale der Religionen: Unterschiede zwischen den Religionen seien immer wieder missbraucht worden, „um Diskriminierung, Verfolgung und Gewalt zu legitimieren“. Es brauche daher „Achtsamkeit gegenüber allen Versuchen der ideologischen und politischen Vereinnahmung“.

Menschenrechte als Grundlage

Für den notwendigen interreligiösen Dialog seien mit den Allgemeinen Menschenrechten klare Rahmenbedingungen festgehalten worden. Betont würden dabei die Achtung der gleichen Würde von Mann und Frau, das Bekenntnisses zu den Werten der Demokratie und zur Religionsfreiheit.

Letztere „verwirklicht sich in der freien Wahl der Religion und ihrer öffentlichen Ausübung. Religionsfreiheit schließt auch das Recht ein, Religionsgemeinschaften in zivilisierter Form kritisch zu hinterfragen, das eigene Religionsbekenntnis zu wechseln oder sich in aller Freiheit keiner Religion anzuschließen“, heißt es im Text der „Grazer Erklärung“.

Bildungsbereich zentral

Als prioritäres Handlungsfeld für das friedliche Zusammenleben im urbanen Bereich wird der Bildungsbereich identifiziert. Dies betreffe einerseits die Religionsgemeinschaften mit Blick auf die religiöse Bildung ihrer Mitglieder, andererseits brauche es aber auch „ein ausreichendes Maß an Bildung über die ethische und kulturelle Bedeutung von Religionen im öffentlichen Raum“.

Insgesamt gelte es Beispiele von good practices im interreligiösen Dialog breit bekannt und nachhaltig zu machen, weshalb die Städte diesen Dialog gemeinsam mit den Religionsgemeinschaften strukturell verankern sollten.

Eine positive Bilanz zum „Com Unity Spirit“ zog die Leiterin des Afroasiatischen Instituts (AAI) in Graz, Claudia Unger, die die interreligiöse Konferenz maßgeblich vorbereitet und durchgeführt hatte. So haben zahlreiche Konferenzteilnehmer aus Österreich, Deutschland, Schweiz, England, Bosnien, Indien, Nigeria, Italien und Griechenland an insgesamt 18 Workshops, sechs Referaten und zwei großen Podiumsdiskussionen teilgenommen. Nun gelte es an den Ergebnissen weiterzuarbeiten und das bei der Konferenz geknüpfte Netzwerk zu nützen.

Die „Grazer Erklärung“ kann online unterzeichnet werden.

religion.ORF.at/KAP

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