Deutsche „Pfarrer-Initiative“ gegründet

Priester und Diakone aus acht deutschen Diözesen haben sich zur „Pfarrer-Initiative Deutschland“ zusammengeschlossen. Indes beendete der Gründer der österreichischen Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, seine USA-Reise.

Geistliche aus acht deutschen Diözesen wollen zu „zeitgemäßer und menschennaher Seelsorge“ beitragen. Nach dem Vorbild von Österreich, wo bereits 2006 eine Pfarrer-Initiative gegründet wurde, die 2011 mit einem „Aufruf zum Ungehorsam“ für Aufsehen sorgte, gibt es nun auch eine vergleichbare deutsche Gruppe. Ihre Mitglieder stammen aus den Diözesen Augsburg, Freiburg, Fulda, Köln, München-Freising, Passau, Rottenburg-Stuttgart und Würzburg, berichtet die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA.

„Hoffnungszeichen“ durch den Papst

Derzeit würden die Mitglieder der Initiative „manche Hoffnungszeichen in der Kirche“ durch Papst Franziskus entdecken, heißt es in einer Erklärung der Initiatoren vom Donnerstag weiter. Sie freuten sich, dass jetzt auch einige deutsche Bischöfe eine Reform der römischen Kurie anmahnten, ein Überdenken der kirchlichen Sexualmoral und der Stellung der Frau in der Kirche. Damit es nicht bei bloßen Worten bleibe, forderte die Priesterinitiative die Bischöfe auf, „Taten folgen zu lassen“.

Als ersten Schritt verfasste die Initiative einen Brief an den Münchner Kardinal Reinhard Marx, den sie als Mitglied der vom Papst einberufenen Kardinalskommission „ermutigen“ wollen, sich nicht durch „beharrende Kräfte“ blockieren zu lassen. Zudem gelte es nicht nur, Reformen an der Kirchenspitze zu initiieren, „sondern vor allem auch Kirche vor Ort im Miteinander von allen Gläubigen zu gestalten“, heißt es weiter. Sonst werde eine mögliche Kurienreform ohne Wirkung bleiben und die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht verbessert.

Schwerpunkt Vernetzung

Als Ziel nennt die Initiative, die sich selbst als „reformorientiert“ charakterisiert, mit Bischöfen und Gläubigen eine zeitgemäße und „menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu“ zu gestalten. Demnächst soll eine Tagung zum Thema „Wann ist ein Priester ungehorsam?“ veranstaltet werden. Zudem wird man beim Katholikentag 2014 in Regensburg mit einem eigenen Stand vertreten sein.

Ein Schwerpunkt der deutschen Initiative ist die internationale Vernetzung. Nach einem Treffen zwischen deutschsprachigen Initiativen im vergangenen Herbst ist für den 11. Oktober ein Treffen in Bregenz geplant, an dem Vertreter aus Deutschland, Irland, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA erwartet werden. Geht es nach dem Leiter der österreichischen Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, soll noch in diesem Jahr eine Art Dachverband gegründet werden.

Schüller beendete Vortragsreise

Vernetzung war auch ein Hauptanliegen der dreiwöchigen Vortragsreise durch die USA, die Schüller am Donnerstag beendete. In New York habe er Kardinal Timothy Dolan, den Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, zu Kirchenreformen aufrufen wollen, war aus einer Pressemeldung der Initiative vom Donnerstag (US-Ortszeit) zu entnehmen.

Aus der geplanten Übergabe von 5.000 roten Bändern, die Besucher der Vorträge in insgesamt 15 Städten getragen hatten, sowie von 2.000 digitalen Unterschriften an den New Yorker Erzbischof auf den Stufen der St. Patrick’s Cathedral wurde allerdings nichts: Da kein Vertreter der Erzdiözese zur Entgegennahme bereit war, wurden die gesammelten Symbole auf dem Tisch der Pfarrkanzlei hinterlegt, berichtete das Onlineportal „Catholic News Reporter“ am Donnerstag (Ortszeit).

Für mediales Aufsehen hatte Schüllers Reise vor allem durch Auftrittsverbote in katholischen Gebäuden mehrerer Diözesen gesorgt - mehr dazu in Boston: Auftrittsverbot für Helmut Schüller und USA: Schüller erneut mit Redeverbot belegt.

Aufruf zum „Ungehorsam“ in Kritik

Die österreichische Pfarrer-Initiative, der laut eigenen Angaben 430 Priester und Diakone als Mitglieder sowie 3.100 Laien als Unterstützer angehören, spricht sich u.a. für die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe und die Aufhebung des Pflichtzölibats aus. Weiter setzt sich die Initiative für die Kommunionspendung an wiederverheiratete Geschiedene, Mitglieder anderer Kirchen und Ausgetretene sowie für kirchliche Leitungsämter von Laien ein.

Die österreichischen Bischöfe haben mehrfach bekundet, mit den Mitgliedern des Pfarrer-Initiative im Gespräch bleiben zu wollen und diesen auf der Ebene der Diözesen auch zu führen. Trotz Verständnis für die Sorgen der Pfarrerinitiative werden deren Lösungsvorschläge jedoch abgelehnt, zuletzt in einem im Oktober 2012 von der Bischofskonferenz veröffentlichten gemeinsamen Hirtenwort. Gleichzeitig wird von der Pfarrerinitiative verlangt, dass das „Kampfwort Ungehorsam“ zurückgenommen wird. Auch seitens des Vatikans wurde Kritik geäußert, dieser Aufruf sei ein offener Widerspruch zum Dienst eines Priesters.

KAP

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