Benedikt XVI. sehnt sich nach seiner Heimat

Benedikt XVI. würde gerne nach Deutschland zurückkehren. Der emeritierte Papst habe ihm gesagt, er würde ihn um seinen Alterssitz in Altötting beneiden, berichtet der deutsche Bischof Wilhelm Schraml.

Wie der 78-jährige Schraml, derzeit noch Apostolischer Administrator der Diözese Passau, nach einem Besuch bei Benedikt im Vatikan gegenüber dem „Altöttinger Liebfrauenbote“ (22. August) berichtete, werde er vom emeritierten Papst um seinen Ruhesitz im Marienwallfahrtsort Altötting beneidet.

Schraml sei demnach vor wenigen Wochen in Rom gewesen. Als er Benedikt in dessen vatikanischem Alterssitz „Mater Ecclesia“ gesagt habe, dass er künftig im „Haus Papst Benedikt XVI.“ mit Blick auf den Altöttinger Kapellplatz wohnen werde, habe dieser spontan geantwortet: „Da würde ich gerne tauschen.“

Enge Verbindung seit Kindheit

Wie die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA dazu am Donnerstag berichtet, sei Joseph Ratzinger seit Kindertagen eng mit Altötting verbunden. In der Nähe liege sein Geburtsort Marktl am Inn. Die Familie Ratzinger sei regelmäßig zur Schwarzen Madonna von Altötting gepilgert.

Als der bayerische Papst 2006 seine Heimat besucht habe, kam er auch nach Altötting und feierte dort einen Gottesdienst auf dem Kapellplatz. Benedikt XVI. hinterließ damals seinen goldenen Kardinalsring. Heute ist der Ring am Zepter des Gnadenbildes befestigt.

Menschenmasse vor der Gnadenkapelle von Altötting

Reuters/Wolfgang Rattay

Menschenmassen vor der Gnadenkapelle in Altötting während des Besuchs von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006

Auch Meisner will nach Altötting

Nach den Worten Schramls ist Benedikt XVI. nicht der einzige, der ihn um seinen Wohnort beneide. Auch der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, habe schon angefragt, ob Schraml nicht mit ihm tauschen wolle. „Ich habe ihm gesagt, er ist jederzeit willkommen.“

Meisner hatte 2008 im Auftrag von Benedikt XVI. dem Wallfahrtsort die päpstliche Auszeichnung „Goldene Rose“ überbracht. Die aus Gold gefertigte Blüte, die Jesus Christus symbolisiert, wurde damit erstmals an einen deutschen Wallfahrtsort übergeben, hieß es.

Jährlich mehr als eine Million Pilger

Der oberbayerische Wallfahrtsort Altötting gilt als das „religiöse Herz Bayerns“. Mehr als eine Million Menschen pilgern jährlich zur Schwarzen Madonna in der Gnadenkapelle auf dem Kapellplatz. Die vermutlich in Burgund oder am Oberrhein entstandene geschnitzte Marienfigur mit dem Jesuskind kam um 1330 nach Altötting, wo Maria bereits seit dem 9. Jahrhundert verehrt wird. Berichte über zwei Heilungswunder im Jahr 1489 begründeten die inzwischen über 500-jährige Tradition der Wallfahrt.

Rund um die Kapelle finden sich rund 2.000 Votivtafeln aus mehreren Jahrhunderten. Der Brauch, sich mit einem Bild bei der Gottesmutter für Hilfe in der Not zu bedanken, hat sich bis heute erhalten. Auch das Herrscherhaus der Wittelsbacher, die Maria zur Schutzpatronin Bayerns machten, ist mit dem Wallfahrtsort verbunden. Alle Kurfürsten und Könige des Landes ließen ihre Herzen in silbernen Urnen in einer Wandnische nahe dem Gnadenbild bestatten.

KAP

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