Ukrainer in SS-Uniformen: WJC-Präsident entsetzt

Der Präsident des World Jewish Congress (WJC) Ronald Lauder wirft orthodoxen ukrainischen Geistlichen vor, eine von rechtsextremen Gruppen betriebene „Rehabilitation der SS“ zu unterstützen.

Er sei „entsetzt“, dass ein Priester der ukrainisch-orthodoxen Kirche an einer kürzlich in der Nähe von Lviv stattgefundenen Umbettung von Toten der früheren 14. (ukrainischen) Waffen-Grenadier-Division der SS teilgenommen hätten, so der frühere US-Botschafter in Österreich Lauder. Daher habe er den Kiewer Patriarchen Filaret schriftlich aufgefordert, die Teilnahme von Priestern an solchen Veranstaltungen künftig zu stoppen.

Umstrittene Zeremonie

Die umstrittene Zeremonie, an der nach Angaben Lauders zahlreiche ukrainische Staatsbürger in SS-Uniform teilnahmen, fand anlässlich des 70. Jahrestags der Aufstellung der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS im Raum (Lviv) Lemberg statt.

WJC-Präsident Ronald Lauder

Reuters/Pascal Lauener

WJC-Präsident Ronald Lauder

Die SS-intern als „galizische Nr. 1“ bezeichnete Division setzte sich aus Rahmenpersonal der Waffen-SS, Ukrainern und sogenannten Volksdeutschen zusammen und war zur Partisanenbekämpfung und zur Vernichtung von Juden und Polen sowie am Balkan und in der Tschechoslowakei eingesetzt worden. Die Reste der Division ergaben sich 1945 in Salzburg und der Steiermark den Briten.

Priesterteilnahme wie „religiöse Legitimation“

„Ich war entsetzt, Fotos von jungen Ukrainern in Waffen-SS-Uniformen zu sehen, mit dem Hakenkreuz deutlich sichtbar auf den Stahlhelmen, und mit Gewehren Salut zu schießen“, so Lauder. Die Teilnahme eines Priesters scheine wie eine religiöse Legitimation der Rehabilitation der SS zu wirken. Er fordere den Patriarchen auf, gegen die die Nazis glorifizierende Veranstaltungen Stellung zu beziehen, so Lauder in einer Aussendung vom Donnerstag.

Er hoffe, der Patriarch werde seine moralische Autorität nützen, um eine weitere Rehabilitierung von Nazismus und SS zu verhindern. Der WJC-Präsident beklagte auch die angebliche Teilnahme eines Angehörigen der rechtsextremen Allukrainische Vereinigung Swoboda an der Zeremonie.

Auftritte in SS-Uniformen nicht selten

Diese würde sich wie Jobbik in Ungarn oder Goldene Morgenröte in Griechenland in antisemitischer Rhetorik ergehen, so Lauder in dem Brief an den Patriarchen. Darin lud er den kirchlichen Würdenträger auch ein, am Treffen des Exekutivkomitees des WJC nächstes Jahr in Kiew teilzunehmen.

Auftritte von Ukrainern in SS-Unformen bei sogenannten Reenactments sind im Land regelmäßig zu beobachten. Auch in einigen US-Bundesstaaten stellen Amerikaner in SS-Uniformen Gefechte aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges nach.

religion.ORF.at/APA

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