Freikirchen-Sprecher: Anerkennung „ein Wunder“

Die Freikirchen in Österreich feiern ihre staatliche Anerkennung. Sprecher Walter Klimt meinte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, das gemeinsame Vorgehen sei ein „Wunder“.

Die fünf Bünde - die Freie Christengemeinde-Pfingstgemeinde, der Bund evangelikaler Gemeinden, der Bund der Baptistengemeinden, die Elaia Christengemeinden und die Mennonitische Freikirche - „gehen unter das Dach einer Kirche und stehen zu unseren Unterschieden“, so Klimt. Vom neuen Recht eines eigenen Religionsunterrichts will man ab dem Schuljahr 2014/15 Gebrauch machen - mehr dazu in Freikirchen planen eigenen Religionsunterricht.

Vertreter der Freikirchen bei ihrer Pressekonferenz

ORF/Marschalek

Die Freikirchen stellten sich am Donnerstag im Zuge einer Pressekonferenz vor

Die fünf Bünde wollen freilich keine „Einheitskirche“ darstellen. Dass man eine große Bandbreite an christlichen Positionen vertrete und es da auch einige „heiße Eisen“ - Stichwort Rolle der Frauen oder Ökumene - gebe, wollte Klimt nicht verhehlen.

„Einheit. Vielfalt. Christus.“

Doch unter dem Motto „Einheit. Vielfalt. Christus.“ will man dies als Chance nutzen. Und schließlich sind da die Vorteile durch die Anerkennung als Kirche. Denn als Bekenntnisgemeinschaft habe man weitgehend im rechtsfreien Raum agiert - egal ob Abgaben-, Arbeits-oder Veranstaltungsrecht. Eduard Griesfelder von den Freien Pfingstgemeinden sprach gar von „Christen zweiter oder dritter Klasse“.

Mit der staatlichen Anerkennung der Freikirchen
in Österreich habe man nun neue Möglichkeiten des Engagements in der Gesellschaft und als Kooperationspartner des Staates, den die Kirchen nützen wollen, so der Grundtenor der Pressekonferenz. Hervorgehoben wurde auch, dass sowohl der Zusammenschluss der fünf Freikirchen als auch die jetzt erfolgte staatliche Anerkennung „weltweit einzigartig“ seien.

Soziales Engagement stärken

Bereits jetzt seien die Freikirchen stark im sozial-karitativen Bereich engagiert - ein Umstand, der die Kirchengemeinden durch die staatliche Anerkennung jetzt auch zu einem Kooperationspartner für den Staat mache, führte Klimt weiter aus. Besonders stark sei das Engagement in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit, gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel und für den umfassenden Lebensschutz, wo die christlichen Kirchen in Österreich im Rahmen der „Lebenskonferenz“ bereits seit einigen Jahren zusammenarbeiten.

Walter Klimt

ORF/Marschalek

Freikirchen-Sprecher Walter Klimt

Dies alles geschehe auf Basis einer biblischen Ethik der Mitglieder und eines positiven Verhältnisses zum Staat, zu dem die Freikirchen „klar getrennt und unabhängig, aber gleichzeitig als Kooperationspartner“ stehen, so der Sprecher der Freikirchen. Er kündigte an, dass die Freikirchen aus ihrer Sicht ein Positionspapier für das Staat-Kirche-Verhältnis erarbeiten wollen. Aus diesem Grundverständnis sei es klar und wünschenswert, wenn sich Mitglieder der Freikirchen auch in der Politik kompetent engagieren, so Klimt mit Verweis auf Martin Luther King und seiner historischen Rede vor 50 Jahren in Washington.

Raus aus dem Sekten-Eck

Mit der Anerkennung sei die lange Zeit der fehlenden Rechtspersönlichkeit der Freikirchen und die Zwischenphase als religiöse Bekenntnisgemeinschaft endlich überwunden worden, betonte Klimt. Der Vertreter der Elaia-Christengemeinde, Helmuth Eiwen ergänzte: „Wir stehen nicht mehr im Sekten-Eck“.

Das Bündnis umfasst nach eigenen Angaben rund 160 Kirchengemeinden mit knapp 20.000 Gläubigen. Insgesamt rechnet Klimt mit „45.000 bis 60.000“ freikirchlichen Anhängern in Österreich. Die Zahl sei in den vergangenen 30 Jahren deutlich gestiegen. Dementsprechend ist man auch offen für weitere Partner in der neuen Kirche: Mit einem wetieren Bund führe man bereits Gespräche.

Freidenkerbund: „Kunstkirche“

Kritisiert wurde die Anerkennung am Donnerstag vom Freidenkerbund Österreichs. Dessen Vorsitzender Gerhard Engelmayer spricht in einer Aussendung von einer „Kustkirche“. Der Freidenkerbund richte einen Appell an die Politik, „der ungerechten Privilegierung von Kirchen ein Ende zu bereiten und atheistische Freidenker-Vereine rechtlich den konfessionellen Vereinen gleichzustellen, im Interesse der Demokratie.“

religion.ORF.at/APA/KAP