Dt. Katholiken für „grundlegende Debatte“ zu Zölibat

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat „eine grundlegende Debatte“ über das Thema Zölibat gefordert. Ein erster Schritt wäre, verheirateten Diakonen die Priesterweihe zu ermöglichen.

Der Zölibat habe „bleibend seinen besonderen Wert“, sagte Glück der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag-Ausgabe). Aber in vielen Teilen der Weltkirche werde „wegen der Situation in der Seelsorge seit langem darüber gesprochen, dass das zölibatäre Leben nicht mehr zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe sein soll.“

Glück wertet die Erklärung des künftigen Vatikan-Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, dass der Zölibat kein Gesetz Jesu sei, sondern eine kirchliche, grundsätzlich abänderbare Regelung, als Signal dafür, „dass solche Fragen nun in Rom nicht mehr tabuisiert werden“. Vor diesem Hintergrund lobte der ZdK-Präsident Papst Franziskus „als Wegbereiter angstfreier Verständigung in der Kirche“.

„Bewährte verheiratete Diakone“

Ein erster Schritt zu einer Neuregelung wäre laut Glück, „bewährten verheirateten Diakonen den Weg zur Priesterweihe zu eröffnen“. Mit diesem Modell könne die Kirche Erfahrungen sammeln, sagte Glück. Den Diakonen sollte ermöglicht werden, die Sakramente zu spenden und der Eucharistiefeier vorzustehen. Glück erwartet aber keine raschen Entscheidungen, denn „über die Zukunft des Zölibats kann nur auf Ebene der Weltkirche entschieden werden“.

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

ZDK/Gronau

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Glück begrüßte zudem die Initiative des Mainzer Kardinals Karl Lehmann für einen neuen Umgang der Kirche mit Homosexualität. „Es ist an der Zeit, dass alle Teile der Kirche endlich realisieren, was schon im Weltkatechismus steht: Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden.“

Glück: Homosexualität Teil der Realität

Für die Kirche sei der Umgang mit Homosexualität eine Frage der Glaubwürdigkeit. Homosexualität sei Teil der Realität, auch in geistlichen Berufen, sagte Glück. „Es gibt kein überzeugendes Argument, Homosexualität geringer zu bewerten. Hier benötigen wird ein echtes Umdenken in der Kirche.“

Der deutsche Kardinal Karl Lehmann hatte laut Kathpress in einem Interview mit dem vierteljährlich erscheinenden „Minz“-Regionalmagazin für Rheinland-Pfalz gesagt, eine weitgehende Lockerung des Priesterzölibats sei im Bereich des Möglichen. Er könne sich vorstellen, dass mancher verheiratete Diakon in einigen Jahren „durchaus die Priesterweihe erhalten kann“, sagte Lehmann. Das Interview wurde bereits vor einigen Monaten geführt. Am Dienstagabend berichteten mehrere Tageszeitungen in ihren Onlineausgaben darüber.

Lehmann führte in dem Gespräch unter anderem aus, die ehelose Lebensform der Priester sei auch deshalb schwieriger geworden, weil sie in der Gesellschaft immer weniger verstanden werde und die Anerkennung von außen fehle.

Lehmann: Toleranz walten lassen

Zum Thema Homosexualität sagte Lehmann, niemand wisse genau, warum es Homosexualität gebe. Deshalb müsse man mit der Beurteilung zurückhaltend sein. „Ich muss dann einfach eine gewisse Toleranz walten lassen, dass Menschen so sind“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Erst vorige Woche hatte der designierte vatikanische Staatssekretär, Pietro Parolin, der am 15. Oktober sein Amt antritt, mit aufsehenerregenden Aussagen zum Thema Zölibat für Überraschung gesorgt. „Der Priesterzölibat ist kein Dogma der Kirche. Man kann darüber diskutieren, weil es sich um eine kirchliche Tradition handelt“, hatte Parolin auf eine Frage der venezolanischen Tageszeitung „El Universal“ geantwortet.

religion.ORF.at/APA/KAP

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