Sozialethiker Johannes Schasching gestorben

Jesuitenpater Johannes Schasching, einer der führenden Proponenten der Katholischen Soziallehre der vergangenen Jahrzehnte, ist am Freitag im 97. Lebensjahr verstorben.

Der Sozialethiker Johannes Schasching war Ratgeber von Päpsten, Bischöfen, Spitzenpolitikern und Wirtschaftsmanagern - als solcher genoss der Österreicher internationalen Ruf. Er gestaltete päpstliche Sozialenzykliken wesentlich mit.

Sozialethiker Johannes Schasching

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Pater Johannes Schasching im Jahr 2000

Am 10. März 1917 im oberösterreichischen St. Roman als Sohn eines Maurers geboren, begann Schasching mit 20 Jahren das Noviziat bei der Gesellschaft Jesu. Er studierte in Pullach bei München, Wien und Innsbruck Philosophie und Theologie. In Innsbruck wurde er 1946 zum Priester geweiht. Anschließend studierte er Sozialwissenschaften in den USA, Belgien und Rom und lehrte bis 1953 in Innsbruck Ethik und Soziologie.

Erforschung des gesellschaftlichen Wandels

Er führte Studien zur Erforschung des tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels durch und publizierte zu Fragen wie „Katholische Soziallehre und modernes Apostolat“ sowie „Kirche und industrielle Gesellschaft“. Anfang der 1960er Jahre war Schasching auch Provinzial der österreichischen Jesuiten.

Nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils berief ihn Ordensgeneral Pedro Arrupe 1966 nach Rom, er wurde Rektor am Collegium Germanicum und war von 1969 bis 1979 Assistent des Generaloberen für die deutschsprachigen Provinzen.

Gleichzeitig lehrte er als Professor für Katholische Soziallehre an der Päpstlichen Universität Gregoriana und versuchte, Theologiestudierende aus aller Welt für die soziale Verantwortung der Kirche zu sensibilisieren. In Rom arbeitete er mit an der Weiterentwicklung der Katholischen Soziallehre, wie sie in den Rundschreiben „Sollicitudo rei socialis“ (1987) und „Centesimus annus“ (1991) von Papst Johannes Paul II. Gestalt gewann. Zu diesen Rundschreiben legte P. Schasching auch Kommentare vor.

Auch Ökumenisches Sozialwort trug seine Handschrift

Schasching blieb in all diesen Jahren seiner Tätigkeit in Rom durch Vortragstätigkeit und pastorale Arbeit seiner österreichischen Heimat verbunden. So hatte er entscheidenden Anteil an der Erarbeitung des Sozialhirtenbriefes der Österreichischen Bischöfe (1990).

Nach seiner Emeritierung an der Gregoriana 1991 kehrte P. Schasching nach Österreich zurück und arbeitete in der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) mit. In diese Zeit fällt auch seine Mitarbeit in der Vorbereitung des Sozialworts des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (1999 bis 2003).

Vielfach geehrt

Ab 1991 lebte P. Schasching in der Jesuitenkommunität im ersten Bezirk in Wien. Ende 2009 übersiedelte er in das Pflegeheim der Schwestern des Hl. Karl Borromäus in Wien 18, wo er seinen Ruhestand verbrachte und schließlich auch starb. Den Begräbnistermin und -ort werden die Wiener Jesuiten in den nächsten Tagen bekanntgeben.

Für seine Verdienste um ein sach-, menschen- und gesellschaftsgerechtes Wirtschaften wurde er vielfach geehrt, unter anderem mit dem „Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ (1973), dem „Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ (1987) sowie mit mehreren Ehrendoktoraten.

KAP

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