Neue Berichte über unsaubere Geschäfte im Vatikan

In der vatikanischen Immobilien- und Vermögensverwaltung hat es Medienberichten zufolge möglicherweise größere finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben als bisher bekannt.

Italienische Tageszeitungen haben am Donnerstag mutmaßliche Zitate aus Vernehmungsprotokollen der Staatsanwaltschaft veröffentlicht, in denen unter anderem von manipulierten Ausschreibungen für vatikanische Bauarbeiten zugunsten eines einzelnen römischen Bauunternehmers die Rede ist.

Nunzio Scarano

APA/AP/Francesco Pecoraro

Nunzio Scarano

Die Aussagen machte den Presseberichten zufolge der am 28. Juni verhaftete Rechnungsprüfer der Vermögensverwaltung Apsa, Monsignore Nunzio Scarano. Die Protokolle stammen laut Berichten der Zeitungen „La Repubblica“ und „Corriere della Sera“ vom 24. Juli, wurden aber erst jetzt bekannt. Aus den Protokollen geht demnach auch hervor, dass Führungspersonen der Apsa Vergünstigungen wie Luxusübernachtungen und Kreuzfahrten erhalten haben sollen.

Scarano über „anonyme Konten“

Scarano, den die italienische Justiz wegen eines versuchten Schwarzgeldschmuggels in Höhe von 20 Millionen Euro inhaftierte, bestätigte laut den Zeitungsberichten, dass die Apsa teilweise wie eine Bank gearbeitet habe. Unter anderem seien dort auf anonymen Konten Vermögen von Privatleuten verwaltet und investiert worden. Der frühere Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano sei einer der „besonderen Kunden“ gewesen.

Den Presseberichten zufolge wiederholte Scarano in dem Verhör die Bahauptung, er habe den amtierenden Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Sodano über die Unregelmäßigkeiten informieren wollen, sei aber nicht zu ihnen vorgelassen worden.

Schweiz bietet Hilfe bei Ermittlungen an

Die Schweiz bietet der italienischen Justiz Hilfe bei den Ermittlungen gegen den früheren Rechnungsprüfer Scarano an. Das teilte die katholische Schweizer Presseagentur KIPA/APIC unter Berufung auf die Schweizer „Handelszeitung“ am Donnerstag mit.

Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Bern, Jeanette Balmer, bestätigte gegenüber der „Handelszeitung“, dass ein Rechtshilfegesuch aus dem italienischen Salerno in der Causa eingetroffen sei. Scarano stammt aus Salerno und ist mit der dortigen Reederfamilie d’Amico befreundet. Der Familie soll das Geld gehören, das aus der Schweiz geschmuggelt werden sollte.

Im Zuge der Ermittlungen seien zudem Belege über monatliche Zahlungen der Familie in der Höhe von 20.000 Euro an den Geistlichen aufgetaucht. Die Überweisungen sollen den Vermerk „für wohltätige Zwecke“ getragen haben. Der Anwalt des Prälaten weist die Anschuldigen zurück und betont, es handle sich um Anschuldigungen und nicht um Beweise.

religion.ORF.at/KAP

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