D: Bischöfe bei Wiederverheirateten uneins

Das Erzbistum Freiburg will wiederverheirateten Geschiedenen den Empfang der Sakramente ermöglichen. Die deutschen Bischöfe und auch der Vatikan sehen noch Gesprächsbedarf.

Die katholische Kirche in Deutschland ringt um eine mögliche Neupositionierung beim Umgang mit Geschiedenen. Ein Vorstoß des Erzbistums Freiburg, Wiederverheiratete wieder zu Beichte und Kommunion zuzulassen, stieß auf ein gemischtes Echo.

Während die Katholische Frauengemeinschaft ein „ermutigendes Signal“ sieht, ging der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, auf Distanz. Viele Bischöfe sehen noch Beratungsbedarf und setzen auf eine gemeinsame Lösung in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Auch aus dem Vatikan gab es am Dienstag Kritik am Freiburger Alleingang. „Sonderlösungen vonseiten einzelner Personen oder örtlichen Stellen laufen Gefahr, Verwirrung zu stiften“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi im Zuge der Ankündigung einer Sonderbischofssynode zum Thema Familie im Jahr 2014 - mehr dazu in Papst beruft Sonderbischofssynode zu Familie ein.

Marx will Lösung mit Weltkirche

Der Sprecher von Kardinal Marx bezeichnete den Vorstoß aus der Diözese von Erzbischof Robert Zollitsch als „Beitrag zu einem noch nicht abgeschlossenen Diskussionsprozess“. Marx - eines der acht Mitglieder des Kardinalsrats, der Papst Franziskus bei der Reform der Kurie beraten soll - wolle in dieser schwierigen Frage eine Lösung im Einklang mit der Weltkirche, so sein Sprecher.

Die Diözese Freiburg hatte am Montag angekündigt, geschiedenen Katholiken nach einer erneuten Heirat nicht mehr grundsätzlich die Kommunion und andere Sakramente zu verwehren. Eine Wiederheirat nach einer Scheidung gilt in der katholischen Lehre als Sünde - mehr dazu in D: Kirche räumt Wiederverheirateten mehr Rechte ein.

Bericht im Jänner geplant

Die DBK wollte die Initiative aus der Diözese ihres Vorsitzenden Zollitsch nicht kommentieren. „Die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe zur Frage der wiederverheiratet Geschiedenen setzt ihre Arbeit fort und wird im Jänner einen Bericht vorlegen“, sagte Sprecher Matthias Kopp. „Alle intensiven Bemühungen um eine möglichst differenzierte Pastoral (Seelsorge) für und mit wiederverheiratet Geschiedenen sind zu begrüßen, so auch die im Erzbistum Freiburg“, erklärte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken begrüßte den Vorstoß. „Es werden Wege aufgezeigt, wie für Menschen, denen der Glaube wichtig ist, wieder der Weg geöffnet werden kann zur vollen Teilnahme am kirchlichen Leben“, sagte Präsident Alois Glück dem Bayerischen Rundfunk. Auch die Katholische Frauengemeinschaft befürwortete eine Öffnung für Wiederverheiratete. Man hoffe, dass die Freiburger Handreichung „Beispielcharakter hat und sich weitere Diözesen anschließen“, sagte die Vorsitzende Maria Theresia Opladen.

„Keine Patentrezepte“

Das Bistum Speyer will die Impulse aus Freiburg mit Ruhe und Sorgfalt prüfen, wie Sprecher Markus Herr sagte. Es sei eine theologisch vielschichtige und anspruchsvolle Aufgabe, die im Evangelium verankerte Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe mit einer sensiblen Wegbegleitung für Menschen zu verbinden. „Da gibt es keine Patentrezepte und keine einfachen Lösungen.“ Das Bistum Hildesheim wies darauf hin, dass es eine Öffnung wie nun in Freiburg angekündigt bereits seit mehr als 20 Jahren praktiziere.

dpa