Missbrauch: Polens Bischöfe entschuldigen sich

Polens Bischöfe haben sich wegen eines Skandals um sexuellen Missbrauch in der Kirche entschuldigt. „Wir entschuldigen uns für die Geistlichen, die Kindern Leid angetan haben“, heißt es in ihrer Erklärung vom Mittwoch.

Zugleich betonten die Bischöfe zum Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz am Mittwochabend, sie würden „alles in unserer Macht Stehende tun, damit sich solche Fälle in Zukunft nicht wiederholen“. Es erfülle sie mit „Schmerz“, dass es das Problem des Kindesmissbrauchs auch im „kirchlichen Umfeld“ gebe.

In dem Dokument mit dem Titel „Lasst uns sensibel sein für das Leid der Kinder“ heißt es weiter: „Mit aller Kraft unterstreichen wir: Es gibt keine Toleranz für Kindesmissbrauch.“ Die Kirche biete den Opfern seelsorgerische und therapeutische Hilfe an. Die gesamte Gesellschaft solle Kindesmissbrauch besser vorbeugen. Dabei verweisen sie darauf, dass in Polen jeden Tag durchschnittlich zwei Personen wegen Kindesmissbrauch verurteilt würden. 2012 seien insgesamt 615 rechtskräftige Urteile ergangen.

Kritik an Medien

In einer weiteren Erklärung zum Abschluss der Vollversammlung kritisieren die Bischöfe die Berichterstattung der Medien über die Missbrauchsfälle. Wegen der „Sünden mancher Geistlicher“ dürfe nicht das „gesamte kirchliche Umfeld“ angeprangert werden. Die „Wahrheit über die aufopfernde seelsorgerische Arbeit Tausender Priester, die sich um den Glauben der Polen und das Wohlergehen der Nation kümmern“, dürfe nicht übersehen werden.

Das Medienecho auf die Entschuldigung der Bischöfe fiel unterschiedlich aus. Die linksliberale Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ begrüßte sie. Das Boulevardblatt „Fakt“ titelte hingegen: „Die Bischöfe sind verrückt geworden“. Es warf mehreren Bischöfen vor, sich missverständlich zu Kindesmissbrauch geäußert zu haben.

Noch vor Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz hatte ihr Vorsitzender, Erzbischof Jozef Michalik, mit einer Aussage zum Thema für Aufregung gesorgt. Michalik hatte geschiedenen Eltern indirekt vorgeworfen, das Risiko von Missbrauch bei ihren Kindern zu erhöhen. Kurz darauf entschuldigte er sich dafür - mehr dazu in Poln. Erzbischof: Scheidung erhöht Missbrauchsrisiko.

Neue Regeln

Die Bischöfe hatten bei ihrer Vollversammlung in Warschau neue Regeln zur Aufarbeitung und Verhinderung von Kindesmissbrauch durch Priester beschlossen. Mehrere Missbrauchsfälle hatten in den vergangenen Wochen die Kirche in Polen erschüttert.

Entfacht hatte die öffentliche Debatte über Kindesmissbrauch durch Priester Anfang September der Fall des aus Polen stammenden Vatikanbotschafters in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowski. Er wurde vom Vatikan wegen Missbrauchsvorwürfen seines Amtes enthoben - mehr dazu in Pädophilievorwurf: Vatikan ermittelt gegen Nuntius.

KAP