Tebartz-van Elst: ZdK fordert Papst-Entscheidung

Im Fall des Bischofs der deutschen Diözese Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von Papst Franziskus eine rasche Entscheidung gefordert.

„Es sind rasche Entscheidungen notwendig“, sagte ZdK-Präsident Alois Glück dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag-Ausgabe). „Es darf keine lange Hängepartie werden. Das Ganze ist eine schwere Belastung für die katholische Kirche in ganz Deutschland. Letztlich liegt die Entscheidung in Rom.“

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

AP/Michael Probst

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

Tebartz-van Elst steht in der Kritik, weil die Kosten für den Bau des Bischofssitzes in Limburg auf mindestens 31 Millionen Euro angestiegen sind. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft wegen der Kostenexplosion Vorwürfe der Untreue. Am Donnerstag beantragte zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl gegen den katholischen Geistlichen wegen eidesstattlicher Falschaussage. Dabei geht es um Angaben des Bischofs im September 2012 zu einem Flug nach Indien.

„Schwere Vertrauenskrise“

„Noch dramatischer als die dramatischen Kostensteigerungen ist die schwere Vertrauenskrise, die jetzt entstanden ist“, sagte Glück. Daraus entstehe die Verpflichtung, rasche eine Klärung zu erreichen. Das ZdK-Mitglied Wolfgang Thierse (SPD) äußerte sich noch deutlicher. Das Vertrauen der Gläubigen sei offensichtlich so schwer erschüttert, dass Tebartz-van Elst um der Kirche willen persönliche Konsequenzen ziehen sollte, sagte der Vizepräsident des Bundestags der Zeitung „Die Welt“.

„Wegen dieser Affäre und wegen dieser Nachrichten von Prunk und Protz treten auch Menschen aus der Kirche aus in Hamburg oder in München“, sagte auch der Generalsekretär des Laiengremiums, Stefan Vesper, am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Die katholische Kirche sei für die schwachen, kranken und armen Menschen da. Mit solchen Schlagzeilen in Verbindung gebracht zu werden, schade aber allen: „Das ist nicht die katholische Kirche.“

Die neue Bischofsresidenz in Limburg

APA/EPA/dpa/Thomas Frey

Die neue Bischofsresidenz in Limburg (li.)

Die Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, warf dem Bischof vor, er habe sich „völlig von der Basis der Kirche entfernt und Misstrauen gesät“. Das Problem sollte spätestens nach dem Besuch von Erzbischof Robert Zollitsch in Rom gelöst werden, forderte Griese im „Tagesspiegel“.

Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, will den Fall nun im Vatikan zur Sprache bringen. Über eine Amtsenthebung des Bischofs muss letztlich Papst Franziskus entscheiden. Mit ihm möchte Zollitsch kommende Woche in Rom über den Vorgang sprechen.

„Blankes Entsetzen“

Der Sprecher des „Hofheimer Kreises“ von 20 kritischen Pfarrern, Ludwig Reichert, sagte der dpa, der Glaubwürdigkeitsverlust des Bischofs sei inzwischen so groß, dass alle der Meinung seien, er solle gehen.

„Bei allen, mit denen ich spreche, herrscht unisono blankes Entsetzen und große Verzweiflung“, sagte der Caritas-Pfarrer. Er bezweifle, dass der Bischof von sich aus darum bitte, vom Amt entbunden zu werden. Daher sei es gut, wenn der Papst ihn anriefe und auffordere, das zu tun.

Neue Vorwürfe kamen am Freitag vom Sprecher des bischöflichen Vermögensverwaltungsrats, Jochen Riebel: Als der Bischof von Limburg (Hessen) im Juni gesagt habe, die Baukosten für seine Residenz betrügen knapp unter zehn Millionen, habe er gelogen, sagte Riebel am Freitag der dpa. Zu dem Zeitpunkt sei dem Bischof bekannt gewesen, dass diese Zahl nicht der Wahrheit entspreche.

Kostspielige Sonderwünsche

Auch die Behauptung, es habe keine kostspieligen Sonderwünsche des Bischofs gegeben, sei gelogen. Die erhebliche Kostensteigerung gehe ausnahmslos auf dessen Wünsche zurück. Alleine die Wohnung des Bischofs habe nach den Unterlagen 2,9 Millionen Euro gekostet. Sein Wohnzimmer habe sich in der Planungsphase von 23 auf über 63 Quadratmeter vergrößert.

Doch statt seine Verantwortung einzugestehen, zeige der Bischof auf Mitarbeiter und den Vermögensverwaltungsrat. „Ich werfe ihm vor, dass er sich heute nicht hinstellt und sagt, jawohl, das ist alles auf meine Veranlassung geschehen und ich stehe dazu, sondern dass er wie ein Feigling auf andere zeigt“, sagte Riebel. Er habe dem Bischof vertraut, sagte Riebel, das sei ein Irrtum gewesen.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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