Erzdiözese Wien ringt um Reformen

Zum vierten Mal treffen einander rund 1500 Delegierte der Erzdiözese Wien im Rahmen eines großangelegten Reformprozesses. Geplant sind eine inhaltliche Neupositionierung und drastische Strukturreformen.

Rund 1.500 Delegierte aus der Erzdiözese Wien
werden vom 17. bis 19. Oktober zur Vierten Diözesanversammlung im Wiener Stephansdom erwartet. Die Großveranstaltung findet im Rahmen des diözesanen Entwicklungsprozesses „Apostelgeschichte 2.1“ statt:

Apostelgeschichte 2010: Die Delegierte kommen miteinander im Stephansdom ins Gespräch.

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Entwicklungsprozess „Apostelgeschichte" Diözesanversammlungen, Delegiertentreffen, Missionswochen und Pilotprojekte. Seit 2008 arbeiten Wiens Katholikinnen und Katholiken an grundlegenden Reformen. Ein Prozess der bis 2022 anberaumt ist. Die Chronologie der bisherigen Ereignisse und Schritte im Reformprozess finden sie unter: Erzdiözese Wien - Der lange Weg zur Reform

Die Erzdiözese Wien möchte sich inhaltlich neu positionieren und davon ausgehend auch die Strukturen reformieren. Bei der nunmehr vierten Versammlung soll eine Zwischenbilanz des Reformprozesses in Angriff genommen werden.

Als „Pause und Orientierungsphase“ hat Kardinal Christoph Schönborn die vierte Wiener Diözesanversammlung bezeichnet. Seit der Erstellung der Leitlinien 2012 und den ersten Pilotprojekten sei der Blick auf die möglichen Veränderungen in der Kirche nun schon viel konkreter. Es gelte, so der Wiener Erzbischof, bisher gewonnene Erfahrungen - Positives wie Negatives - zu bedenken und darüber zu reden. Nachsatz: „Immer im Blick auf Christus.“ Schönborn äußerte sich am Donnerstagvormittag unmittelbar vor der Diözesanversammlung bei einer Pressekonferenz in Wien.

Neue Leitlinien für Wiener Katholiken

Dem Reformbeschluss ging ein langer Diskussionsprozess in der Erzdiözese Wien mit drei Diözesanversammlungen und Beratungen in verschiedenen Gremien voraus.

Im Juni 2012 fand ein „Tag der Räte“ statt, bei dem rund 250 Personen aus diversen Beratungsgremien der Erzdiözese Wien die Grundlinien der geplanten Diözesanreform diskutierten. Die Ergebnisse dieser Diskussion wurden über den Sommer 2012 nochmals überarbeitet. Die Letztfassung der vorgestellten Maßnahmen wurden dann von der Steuerungsgruppe des diözesanen Reformprozesses, bestehend aus Kardinal Schönborn, den Mitgliedern des Bischofsrates und dem Team des Prozesses „Apostelgeschichte 2010“, erstellt und als Leitlinien beschlossen und veröffentlicht. Erste Pilotprojekte sind in Wien-Favoriten bereits im Laufen.

Apostelgeschichte 2010: Kardinal Christoph Schönborn will auf die Katholikinnen und Katholiken in Wien hören. Er steht im Stephansdom vor einem Mikrophon und hält die Hand an sein Ohr.

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom bei der Zweiten Diözesanversammlung: „Hören was die Menschen bewegt“

Wie Kardinal Schönborn schon im September 2012 verkündete, gehe es in erster Linie darum, dass die Kirche ihren missionarischen Auftrag wieder besser wahrnehmen kann. Dazu sollen in den kommenden zehn Jahren anstelle der bisherigen 660 Pfarren weniger, aber größere Pfarren treten, die aus einzelnen Filialgemeinden bestehen. Kolportiert wird derzeit, dass es zwischen 200 und 260 solcher Großpfarren geben werde. Priester und Laien sollen hier gemeinsam Leitungsaufgaben wahrnehmen.

Leitungsaufgaben für Laien

„Viele örtliche, von Laien geleitete Filialgemeinden bilden gemeinsam eine neue Pfarre, die von Priestern und Laien gemeinschaftlich unter der Letztverantwortung eines Pfarrers geleitet wird“, so der Wiener Erzbischof wörtlich. Eine Pfarre solle so groß sein, „dass in ihr drei bis fünf Priester aktiv ihren Dienst versehen“. Einer dieser Priester wird Pfarrer mit Letztverantwortung sein - mehr dazu in Erzdiözese Wien: Der lange Weg zur Reform.

Die Filialgemeinden sollen von Laien ehrenamtlich geleitet werden, die wiederum von hauptamtlichen Mitarbeitern der Pfarre unterstützt werden. Zu den hauptamtlichen Mitarbeitern gehören Priester, Diakone, Pastoralassistenten oder auch Verwaltungspersonal. In zehn Jahren sollten mindestens 80 Prozent der neuen Pfarren gebildet sein, so Schönborn.

religion.ORF.at, APA, KAP

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