Schönborn: Sexualität ist Geschenk und Auftrag Gottes

Sexualität positiv zu integrieren verlange, sie einerseits als „Geschenk“, andererseits aber auch als „Auftrag Gottes“ wahrzunehmen. Das rät Kardinal Christoph Schönborn in einer Antwort auf Fragdenkardinal.at.

Auf der Website geht der Wiener Erzbischof in losen Abständen auf Glaubensfragen von Katholiken ein. Zum Thema der kirchlichen Sexualmoral und ihrer Lebbarkeit erklärte Schönborn, die erste Bedingung, mit seiner eigenen Sexualität in ein halbwegs gutes Verhältnis zu kommen, sei sie zu bejahen als von Gott geschaffene „wunderbare Kraft und Energie“.

Zugleich gehe nach der biblischen Sündenfallerzählung ein Bruch durch den Menschen und auch durch seine Sexualität. Der Kardinal sprach von der Gefahr, den Partner für die eigene Lust „benützen“ zu wollen.

„Perversion des ursprünglichen Sinns“

Die heutige „Sexualindustrie“ und Pornografie lebten davon, dass andere für die eigene Befriedigung missbraucht werden. Das ist nach den Worten Schönborns „eine Perversion des ursprünglichen Sinns der Sexualität“, die beziehungsorientiert sei. „Echte Zuwendung zum anderen“ sei der Rat, den er gebe, wenn es um die Frage nach dem anzustrebenden „ordentlichen Gleichgewicht“ gehe zwischen der Bejahung der Sexualität und dem rechten Umgang damit. Ablesbar sei dieses an der Harmonie mit sich selbst und mit anderen.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Herbert Pfarrhofer

Via Website kann man Schönborn per Videobotschaft Fragen stellen

Grundsätzlich betrachte er Sexualität als „Grundenergie im Leben“, die den Menschen antreibt, sich füreinander zu interessieren, eine Partnerschaft zu suchen und sich zu vermehren. Sexualität sei ein „wunderbarer Ausdruck der Liebe“, so Schönborn wörtlich.

„Peinliches“ Nacktsein schon im Paradies

Mitzubedenken sei freilich auch die Ambivalenz der Sexualität, die schon bei der Vertreibung aus dem Paradies offenkundig geworden sei. So sei die erste Folge des vorausgehenden Misstrauens und Ungehorsams gegenüber Gott eine körperliche gewesen: Die plötzliche „Peinlichkeit“ des Nacktseins zeige, dass die Sexualität „durcheinander“ sei. Jeder Mensch erlebe in der Pubertät, wie die Sexualität „plötzlich zu rumoren“ beginne, wie das andere - und manchmal auch das eigene - Geschlecht anziehend werde, so Schönborn.

Er selbst sei nun 68 Jahre alt und lebe zölibatär, so der Kardinal. Ein alter Dominikaner habe ihm einmal zum guten Umgang mit der Sexualität gesagt: „Du wirst bis zum letzten Atemzug damit zu kämpfen haben.“ Die Sexualität stehe in der Spannung zwischen „sehr viel positiver, leider auch viel zerstörerischer Energie“; sie im christlichen Sinn zu leben sei eine „lebenslange Aufgabe“.

„Wenn etwas schiefgeht“ - Schönborn nannte als Beispiele Selbstbefriedigung und „falsche Begierden“, die sich zum Beispiel auf „deines Nächsten Frau“ richten - solle man Gott um Verzeihung bitten und um Hilfe, „wieder auf die richtige Spur zu kommen“.

religion.ORF.at/KAP

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