Caritas-Kritik an „Armutssäuberungsaktion“ in Wien

Auf eine „beschämende Aktion“, die sich gegen Obdachlose im Wiener Stadtpark richtete, hat Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, aufmerksam gemacht.

Ausgerechnet kurz vor dem internationalen Tag der Armutsbekämpfung (17. Oktober) seien vor allem nicht anspruchsberechtigte EU-Bürgerinnen und -Bürger und psychisch kranke Menschen Opfer einer Räumung durch die Polizei geworden, teilte Schwertner am Freitag gegenüber Kathpress mit. „Offenbar ertragen wir es nicht, mit Armut wie im Stadtpark konfrontiert zu werden“, sagte Schwertner.

„Die Quartiere sind voll“

Die „oft seit vielen Jahren in Wien (über)lebenden“ Betreffenden hätten auf Parkbänken übernachtet, sich notdürftig mit Schlafsäcken und Plastikplanen vor Kälte und Nässe geschützt. Bis zu dreimal pro Woche seien sie von Caritas-Nachtstreetworkern betreut worden, doch die Schlafplätze, die dank Spenden bei der Caritas, der Vinzenzgemeinschaft und bei Ute Bock zur Verfügung gestellt werden können, reichen laut Schwertner schon lange vor dem Wintereinbruch nicht aus: „Die Quartiere sind voll.“

Persönliche Gegenstände „weggeschmissen“

Die Polizei, die nach Beschwerden von Anrainern einschritt, habe keinen Ersatz-Schlafplatz angeboten. Und die persönlichen Sachen jener Obdachlosen, die nicht anwesend waren, „wurden einfach weggeschmissen“. Schwertner sagte weiter: „Teils jahrelange Beziehungsarbeit unserer Sozialarbeiter wurde so auf einen Schlag gefährdet oder kaputt gemacht.“

Obdachlose aus dem Blickfeld zu entfernen sei keine Lösung, so der Caritas-Vertreter. Die Betroffenen seien wohl in den Votivpark, auf den Karlsplatz, auf die Donauinsel oder sonstwohin in der Stadt übersiedelt. „Sie werden auch heute Nacht so wie zig andere Obdachlose unversorgt auf Wiens Straßen schlafen, nur weil sie vielleicht einen falschen Pass haben, in einem anderen EU-Land geboren wurden“, sagte Schwertner.

Sein Appell: „Wir sollten hinsehen, nicht wegsehen!“ Die Caritas bitte dringend um Spenden für die Versorgung der unter dem herannahenden Winter leidenden Menschen. Ein Schlafplatz in der „zweiten Gruft“ koste 20 Euro, hieß es.

religion.ORF.at/KAP

Link: