USA: Missbrauch an Uni: Kleriker treten zurück

Der emeritierte US-Erzbischof Harry Flynn und ein weiterer Geistlicher sind inmitten einer Debatte um sexuellen Missbrauch von der Spitze des Verwaltungsrates einer Universität zurückgetreten.

Wie die katholische Universität St. Thomas in Minneapolis am Wochenende mitteilte, gab der 80-jährige Flynn seinen Vorsitz im Verwaltungsrat an der mit sofortiger Wirkung ab. Bereits am 4. Oktober habe der Priester Kevin McDonough sein Amt als Vizepräsident niedergelegt. Gründe nannte die Universität nicht. Sie verwies aber auf die derzeit laufende Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen gegen Kleriker an der Hochschule.

Vorwurf 1: Sexueller Missbrauch

McDonough war nach Angaben von US-Medien an drei internen Untersuchungen von Vorwürfen sexueller Verfehlungen von Priestern beteiligt. Ein Fall betraf einen Theologieprofessor, gegen den laut den Berichten seit vergangenem Montag eine Anzeige von einer Frau vorliegt, die angibt, zwischen 1997 und 2000 als Minderjährige von ihm sexuell missbraucht worden zu sein.

Der Klageschrift zufolge habe die Frau ihre Beschuldigungen schon 2006 dem damaligen Erzbischof Flynn und seinem Mitarbeiter McDonough bekanntgemacht. 2007 sei ihr von der Erzdiözese mitgeteilt worden, die Verdachtsgründe reichten nicht aus, um den betreffenden Professor zu suspendieren. Auch staatliche Behörden hätten ein strafrechtliches Vorgehen gegen den Beschuldigten abgelehnt.

Bereits eine Verurteilung

In den vergangenen Wochen waren verschiedene Vorwürfe laut geworden, die Diözesanleitung habe über Jahre Hinweise auf mögliche sexuelle Vergehen von Klerikern unbeachtet gelassen. Einer der beschuldigten Priester, Curtis Wehmeyer, wurde im September 2012 wegen sexuellen Missbrauchs eines 12- und eines 14-jährigen Buben sowie wegen Besitzes von kinderpornografischem Material zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Flynns Nachfolger in Minnesota, Erzbischof John Nienstedt (66), errichtete Anfang Oktober eine Arbeitsgruppe, die den Umgang mit Missbrauchsvorwürfen untersuchen soll. Flynn stand der Erzdiözese von 1995 bis 2008 vor. Kurz vor seiner Pensionierung räumte er in einem Interview ein, die US-Bischöfe hätten „anfangs das Wesen und die Tiefe der pädophilen Neigung nicht begriffen“. Das geltende Kirchenrecht biete aber die nötige Handhabe, um mit Missbrauchsfällen umzugehen. Flynn gilt als einer der Vorreiter der „Null-Toleranz-Linie“, nach der die amerikanischen Bischöfe seit 2002 jeden Kleriker vom Dienst ausschließen, der Minderjährige sexuell missbraucht hat.

KAP

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