Kirchen wehren sich gegen Halloween

Am 31. Oktober feiern viele Halloween - ein Umstand, der nicht wenigen ein Dorn im Auge ist, nicht zuletzt auch den Kirchen. Sowohl ein katholischer als auch ein evangelischer Feiertag „spießen“ sich mit Halloween.

Die Tradition, zu Halloween, englisch: „(All) Hallows’ Eve(ning)“, schauerlich grinsende Kürbisköpfe aufzustellen, hat ihren Ursprung in einem Fest der Kelten, dem Samhain („Ende des Sommers“). In der irischen Mythologie kommen im Jahr zuvor Verstorbene in dieser Nacht aus dem Totenreich zurück. Geister und Dämonen ziehen mit ihnen umher. Opfer sollen böse Wesen besänftigen, Masken sie erschrecken und Feuer sie vertreiben.

Halloween-Partys, gruselige Kostüme und der „Trick or treat“-Brauch, das Von-Tür-zu-Tür-Gehen in der Nachbarschaft mit dem Ziel, Süßigkeiten zu „erbeuten“, weil andernfalls Streiche drohen („Süßes oder es gibt Saures“), sind auch in Österreich seit Jahren weit verbreitet.

Kirchliche Feiertage verdrängt?

Die Kirchen stehen dem Geister- und Hexenboom mit „heidnischem“ Ursprung kritisch gegenüber. Katholiken fürchten, dass das besinnliche Totengedenken zu Allerheiligen von der allgegenwärtigen Spaß- und Konsumkultur verdrängt wird. Protestanten sehen ihren am 31. Oktober begangenen Reformationstag bedroht.

Halloween

APA/dpa/Caroline Seidel

Halloween hat sich längst auch in Österreich etabliert

In Deutschland begegnet man dem Problem mit Pragmatismus und Humor. Die evangelische Kirche verteilt zu Halloween beziehungsweise am Reformationstag „Lutherbonbons“ und „Lutherkekse“, so Iris Leuthold in einer dpa-Reportage. „Mit den Lutherbonbons können Christen Süßes geben und zugleich an die Bedeutung des Tags als Reformationstag erinnern“, heißt es laut dpa auf den Sackerln.

„Nacht der 1.000 Lichter“

Eine andere der Strategien, die sich Kirchen einfallen ließen, um dem „heidnischen“ Treiben zu begegnen, ist die „Nacht der 1.000 Lichter“ der Katholischen Jugend (KJ) am 31. Oktober. Damit möchte man den Oktober jenseits von kommerziellem „Halloween-Getöse“ ausklingen lassen und zu einer besinnlichen Einstimmung auf Allerheiligen einladen. Das pastorale Projekt wurde 2005 erstmals in Tirol durchgeführt und hat sich inzwischen auch in anderen Teilen Österreichs etabliert.

Die Aktion solle „jungen und älteren Gläubigen je nach ihren Bedürfnissen einen Raum zum ruhig werden, nachdenken und beten“ geben, heißt auf der Website der Initiative. Durch eigens gestaltete Programme erhalten sie dazu in den jeweiligen Pfarren Anregungen, sich auf diese Weise auf Allerheiligen einzustimmen.

„Süßes oder Saures“

Irische Einwanderer brachten Ende des 19. Jahrhunderts den Brauch in die USA. Halloween wird dort mit Umzügen, gruseligem Schabernack und makabren Partys gefeiert. Aus Amerika kam der Brauch nach Europa zurück.

War Halloween vor einigen Jahren hierzulande noch nahezu unbekannt, fordern inzwischen auch in Österreich verkleidete Kinder an den Türen Geschenke und drohen mit Streichen. Erwachsene feiern Gruselpartys.

„Alltagsheilige“ in den Mittelpunkt

Grundidee der „Nacht der 1.000 Lichter“ sei, die „vielen Alltagsheiligen“ - also jene Heilige, die zwar ein „heiliges“ Leben geführt haben, aber nicht heiliggesprochen wurden - in den Mittelpunkt zu rücken. Die vielen Lichter sollen darauf aufmerksam machen, dass es solche „Alltagsheiligen“ überall gibt und diese eine „große Strahlkraft“ haben. Am Abend des 31. Oktober werden deshalb in Kirchen, Kapellen oder anderen besonderen Orten in zahlreichen Pfarren österreichweit Tausende Lichter angezündet.

Jungschar: Kindern wird Angst gemacht

Im Vorfeld des beliebten Gruselfests hat die Katholische Jungschar (KJS) Eltern aufgefordert, „einen angstfreien 31. Oktober“ zu begehen und das Thema Tod und Trauer mit ihren Kindern anzusprechen. Der Spaß über das aus den USA importierte Brauchtum höre dort auf, wo die seelische und körperliche Gesundheit der Kinder verletzt werde. Stattdessen sollten zu Halloween der verantwortungsvolle Umgang mit Angst, Sterben und Jenseitsvorstellungen im Vordergrund stehen, sagte Sigrid Kickingereder, Bundesvorsitzende der KJS, im Gespräch mit Kathpress.

Beim Treiben rund um Halloween gehe es nicht immer zimperlich zu: „Es werden Gruselgeschichten erzählt oder Horrorfilme angeschaut, die nicht immer für das Alter der Kinder bestimmt sind; und es wird versucht, Kindern gezielt Angst zu machen.“ Die Grenzen zwischen ein bisschen Gruseln und echter Angst seien oft fließend. Kinder müssten selbst bestimmen können, inwieweit sie sich einer gruseligen Situation aussetzen, und sollten auf jeden Fall die Kontrolle über das Geschehen behalten können, so die Jungschar-Vorsitzende.

Eine Umfrage in Österreich ergab, dass die Hälfte aller Befragten Kindern, die zu Halloween an der Tür läuten, Süßigkeiten geben. Die Jungschar steht diesem Aspekt von Halloween besonders kritisch gegenüber und fordert von Eltern das Einwirken darauf, dass ihre Kinder auf Streiche oder gar Gewalt gegenüber unwilligen Gebern verzichten.

„Verkaufsevent mit allem möglichen Schnickschnack“

Ebenfalls nicht lustig findet die frühere evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann das orangefarbene Treiben. Sie empfindet Halloween in Deutschland als kommerziellen Humbug, wie die dpa meldete. Man könne überall nachlesen, wie der Halloween-Trubel in Deutschland entstanden sei: „Es ging darum, irgendwo im Kalender zwischen den Sommer-Grillpartys und dem 1. Advent noch ein Verkaufsevent mit allem möglichen Schnickschnack zu etablieren“, sagte Käßmann den „Ruhr Nachrichten“.

Sie betonte, Halloween sei gegen alle Grundüberzeugungen der Reformation: „(Reformator Martin, Anm.) Luther wollte Angst nehmen - vor Geistern, Gespenstern, dem Bösen, dem Teufel. Und heute? Da sind am 31. Oktober die Kinder in Gruselkostümen unterwegs. Das kann ich nicht ernst nehmen“, erklärte Käßmann. Sie sei aber dagegen, „mit moralisch erhobenem Zeigefinger gegen einen solchen Blödsinn anzugehen“.

religion.ORF.at/dpa

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