Herbstvollversammlung der Bischöfe zu Ende

Die Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz tagte vom 4. bis 7. November in Stift Michaelbeuern. In einer Presserklärung beziehen die Bischöfe Stelung zu zentralen Themen.

Die österreichischen Bischöfe bereiteten sich bei ihrer Herbstvollversammlung auf die im Herbst 2014 bevorstehende Bischofssynode vor und erörterten Standpunkte zu Armut, Flüchtlingsfragen, der Situation der Christen im Nahen Osten, die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus und zum neuen Gotteslob.

Familienfragen

Mit der Einberufung einer außerordentlichen Bischofssynode (5. bis 19. Oktober 2014) über „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ habe Papst Franziskus ein für das Leben der Menschen und der Kirche zentrales Thema aufgegriffen, zitiert die katholische Nachrichtenagentur „Kathpress“ am Freitag die Presseerklärung der Bischofskonferenz. Die österreichischen Bischöfe begrüßen demnach diese Prioritätensetzung.

Der Vatikan hatte kürzlich 39 Fragen an alle Bischöfe geschickt, die ihrerseits angehalten sind, Antworten bis auf die Ebene der Dekanate und Pfarrgemeinden einzuholen - mehr dazu in Vatikan versendet weltweite Umfrage zu Familienthemen. Die Bischöfe in Österreich begrüßen in der Pressemitteilung ausdrücklich diese Vorgabe, die darauf abziele, möglichst breit zu erheben, wie die Gläubigen über diese Themen denken.

Bis zum Jahresende werden innerhalb der Diözesen das Dokument und die Fragen auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen behandeln. Pfarren, Dekanate und andere kirchliche Einrichtungen seien zur Stellungnahme genauso eingeladen wie Einzelpersonen, damit ein möglichst klares und umfassendes Bild entstehe.

Generationengerechtigkeit

Verglichen mit vielen anderen Ländern, die von der weltweiten Wirtschaftskrise viel stärker getroffen seien, sehen die Bischöfe in Österreich ein Vorbild im Bemühen um soziale Gerechtigkeit, eine intakte Umwelt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Viele positive Kräfte würden sich dafür einsetzen.

Zu den großen Zukunftsthemen in Österreich zählt für die Bischöfe die Frage nach der Generationengerechtigkeit, nach dem Miteinander von Jungen und Alten, von gegenwärtigen und zukünftigen Generationen. Eine gefährliche Schuldenspirale enge zusehends den politischen Gestaltungsspielraum ein und belaste junge und zukünftige Generationen.

Gleichzeitig wachse der Anteil der älteren Menschen in unserer Gesellschaft, die auf Unterstützung und auch Schutz angewiesen seien. Von daher plädieren die österreichischen Bischöfe für einen offenen und breiten gesellschaftlichen Diskurs über dieses Großthema.

Hilfe für die Ärmsten

Angesichts der weltweiten Ungleichverteilung von Nahrungsmiteln - Knappheit auf der einen, Verschwendung auf der anderen Seite - appellieren die österreichischen Bischöfe an die künftige Bundesregierung, die Mittel der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit in einem ersten Schritt auf 100 Mio. Euro zu erhöhen und zusätzliche Mittel für den Auslandskatastrophenfonds bereitzustellen.

Erneut setzen sie sich laut „Kathpress“ in ihrer Erklärung dafür ein, die Entwicklungszusammenarbeit gesetzlich abzusichern und einen verbindlichen Stufenplan zur Erhöhung der finanziellen Mittel gesetzlich zu verankern. Auch in der Flüchtlingsfrage bleibe die österreichische Politik gefordert, Verfolgten Schutz zu bieten und Schwachstellen in der Asylgesetzgebung zu beheben. Gleichzeitig brauche es endlich eine klare Linie im Bereich der Zuwanderung, wie es in anderen Einwanderungsländern bereits der Fall sei, fordern die Bischöfe.

Zur Situation der Christen im Nahen Osten

In tiefer Sorge haben sich die österreichischen Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung mit der Situation der Christen im Nahen Osten befasst. Es könne im Nahen Osten - wie überall auf der Welt - nur dann eine Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit geben, wenn Gewaltmethoden verschwinden würden.

Zugleich gehe es um die Respektierung der Menschenrechte, angefangen mit dem Recht auf volle Religionsfreiheit, um die Überwindung jeglicher Diskriminierung aus religiösen oder ethnischen Gründen, um die Vertiefung des interreligiösen Dialogs, sowie um die großzügige Hilfe für die Opfer der ständigen bewaffneten Auseinandersetzungen. Einen wichtigen Beitrag leiste dafür die Syrienhilfe im Rahmen der Aktion „Nachbar in Not“, betonen die Bischöfe.

Im Februar 2014 ist als Zeichen der Solidarität eine „Volkswallfahrt“ der österreichischen Diözesen in das „Heilige Land“ geplant. Die Weltchristenheit verdanke den orientalischen Christen die „Heilige Schrift“, die Grundlagen der Theologie, der Philosophie, der Spiritualität, sowie der christlichen Kunst und Kultur, betonen die Bischöfe.

75 Jahre nach dem Novemberpogrom

„Wenn sich die Kirche heute dieser Ereignisse erinnert, dann steht sie an der Seite der jüdischen Gemeinde“, schreiben die Bischöfe - mehr dazu in Gedenken: Kirchen trauern mit jüdischen Gemeinden. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren habe die Kirche im Judentum die Wurzel ihres Glaubens wiederentdeckt und man habe erkannt, dass, wenn der jüdische Glauben geschmäht und zerstört werde, „verlieren wir Christen jene Kraft, die uns nährt und aus der wir leben“.

Und: „Die Kirche hat auch in ihrer damaligen Theologie versagt, weil sie kein eindeutiges Zeugnis für den ungekündigten Bund des Ewigen mit seinem Volk gegeben hat“ - mehr dazu in 75 Jahre Novemberpogrome: Die Mitschuld der Kirche.

Das neue „Gotteslob“

Mit dem 1. Adventsonntag 2013 liegt das erneuerte „Gotteslob“ vor. Aufgrund von drucktechnischen Problemen, von denen die Österreich-Ausgabe nicht direkt betroffen war, ist es zu einer Verzögerung bei der Produktion und der Auslieferung gekommen.

In Österreich werden voraussichtlich die meisten Diözesen rechtzeitig rund 340.000 Exemplare erhalten; die Diözesen Eisenstadt, Gurk und Wien haben sich inzwischen für einen etwas späteren Einführungstermin entschlossen. Der Österreichteil enthält jene regionalen Besonderheiten, welche für die Feier der Liturgie zwischen Neusiedlersee und Bodensee bedeutsam sind; sie sind Ausdruck der spirituellen wie kulturellen Identität unseres Landes.

religion.ORF.at/KAP

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