D: Streit um islamische Theologie an Universität Münster

Der österreichische islamische Theologe Mouhanad Khorchide sieht sich als Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster mit teils heftiger Kritik muslimischer Verbände konfrontiert.

Vier muslimische Verbände, die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossen sind, kritisieren, dass sie entgegen den verfassungsrechtlichen Vorgaben nicht an der Auswahl von Dozenten und Lehrinhalten am ZIT beteiligt seien. Zudem übten sie heftige Kritik an dessen Leiter Khorchide. Die Verbände kündigten ein Gutachten über seine Theologie an.

Die Universität Münster weist die Kritik zurück. Es würden keine Fakten ohne Mitsprache des Koordinationsrates der Muslime (KRM) geschaffen, sagte Rektorin Ursula Nelles am Montag in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Münster. Bislang seien keine mitwirkungsbedürftigen Entscheidungen gefällt worden, etwa die Ernennung eines Professors oder die Verabschiedung von Lehrinhalten.

Muslimische Verbände nicht anerkannt

Da die muslimischen Verbände in Deutschland im Gegensatz zu den Kirchen nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt sind, soll ein Beirat aus acht Personen über Curriculum und Personal des ZIT entscheiden. Vier Personen ernennt die Universität im Einvernehmen mit dem Koordinationsrat; weitere vier schlägt dieser selbst vor. Das Gremium hat bislang noch nicht seine Arbeit aufgenommen, obwohl der Lehrbetrieb seit 2012 läuft.

Laut Nelles gab es gegen einen vom KRM vorgeschlagenen Kandidaten Vorbehalte wegen der Verfassungstreue. „Deshalb konnte ich ihn nicht für den Beirat berufen.“ Andernfalls riskiere die Uni, dass der Bund seine Zuschüsse für das Zentrum streiche.

Laut der Rektorin hat die Universität bislang keine einzige endgültig bindende Entscheidung getroffen. Die beiden Lehrstuhlvertreter, die neben Khorchide am Zentrum lehren und forschen, hätten nur auf ein Semester befristete Verträge. Zudem seien Lehrpläne nur semesterweise fortgeschrieben worden. Dabei habe die Hochschule eine vorläufige Genehmigung des Düsseldorfer Schulministeriums eingeholt, das sich nach Einführung des islamischen Religionsunterrichtes in Nordrhein-Westfalen auf einen eigenen Beirat stützen könne.

Rektorin: Keine Einmischung

Zur Kritik an der Person Khorchides betonte Nelles, die Verbände hätten seiner Berufung selbst zugestimmt. Wenn sie nun inhaltliche Einwände gegen ihn hätten, mische sich die Universitätsleitung „grundsätzlich nicht ein“. Wie bei der christlichen Theologie sei die Universität auch bei der islamischen dazu verpflichtet, die Glaubensfreiheit der Religionsgemeinschaften zu respektieren. Wenn der Beirat sich konstituiert habe, könne er Khorchide abberufen.

Laut Nelles haben sich im laufenden Wintersemester 1.000 Bewerber für 260 Plätze am ZIT an der Universität Münster beworben, das Lehrer für den islamischen Religionsunterricht ausbildet. Insgesamt gibt es in Deutschland vier Zentren für Islamische Theologie - Münster/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Erlangen. Die Grundlage dafür, dass islamische Theologie an staatlichen Universitäten gelehrt wird, lieferte der deutsche Wissenschaftsrat im Jahr 2010, nachdem er sich drei Jahre lang ausführlich mit der Theologie an staatlichen Universitäten generell auseinandergesetzt hatte.

KAP