Vatikan-Finanzaufsicht: Kampf gegen Geldwäsche

Der Chef der vatikanischen Finanzaufsicht, Rene Brülhart, sieht sein Vorgehen gegen Geldwäsche im Vatikan auf einem guten Weg. Bis Ende 2013 werde seine Behörde „bedeutend mehr“ Verdachtsfälle melden.

Rene Brülhart, der Chef der vatikanischen Finanzaufsicht, sieht sein Vorgehen gegen Geldwäsche im Vatikan von Erfolg gekrönt. Bis Ende 2013 werde seine Behörde „bedeutend mehr“ Verdachtsfälle an den vatikanischen Staatsanwalt gemeldet haben als die sechs Fälle im Vorjahr, sagte Brülhart im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“. Konkrete Zahlen wolle er zum Jahresende vorlegen. Er könne aber „heute schon sagen, dass das Meldesystem funktioniert“.

Zugleich wies Brülhart Medienberichte zurück, nach denen die Vatikanbank IOR in den vergangenen Monaten rund 900 Konten von Privatkunden mit einem Einlagenvolumen von rund 300 Millionen Euro geschlossen habe. „Das wurde in den Medien zum Teil falsch dargestellt“, sagte Brülhart. Es gebe einen „klar definierten Prozess“ für das Verfahren bei verdächtigen Geschäftsbeziehungen. „Wie viele Konten dann tatsächlich geschlossen werden, zeigt sich in den nächsten Wochen und Monaten.“

Abzug von Kapital

Im Zuge der Transparenzbemühungen der Vatikanbank hätten Kunden ihr Kapital abgezogen, räumte Brülhart ein; das Ausmaß sei aber „überschaubar“. Bei der Neuorientierung könne „nicht ausgeschlossen werden, dass es kurzfristig noch weitere Geldabflüsse geben wird“.

Zum Fall des unter Geldwäsche-Verdacht von der italienischen Justiz verhafteten Vatikan-Prälaten Nunzio Scarano sagte Brülhart: „Ich kann nicht ausschließen, dass es der letzte Fall dieser Art war. Wir analysieren zurzeit weitere Fälle.“ Entscheidend sei, dass es jetzt die entsprechenden Instrumente für eine Aufarbeitung gebe. Die Kurie stehe hinter diesem Kurs. „Generell spüre ich im Vatikan viel politische Unterstützung“, sagte Brülhart.

„Wir machen unsere Arbeit“, dazu gehöre auch die Prüfung von Kunden anhand verschiedener Risikoprofile wie Herkunft, Art der Kunden und der verwendeten Produkte. „Entscheidend ist für uns als Aufsicht, dass das IOR heute von seinen Kunden deutlich mehr als den Namen oder eine Passkopie verlangt“, sagte Brülhart der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Der aus Freiburg in der Schweiz stammende Jurist Brülhart leitete acht Jahre lang die Geldwäsche-Meldestelle Financial Intelligence Unit FIU in Liechtenstein. Papst Benedikt XVI. berief ihn an die Spitze der vatikanischen Finanzaufsicht „Autorita di Informazione Finanziaria“.

KNA/KAP

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