Schweizer Bischof wettert gegen „Genderismus“

Anlässlich des Welttags der Menschenrechte wettert der Bischof der Schweizer Diözese Chur, Vitus Huonder, in einem Hirtenbrief gegen eine Theorie, der er „Genderismus“ nennt, und damit gegen Homo- und Transsexuelle.

Anlässlich des Menschenrechtstags (Dienstag) verfasste der Bischof eine Streitschrift unter dem Titel „Die tiefe Unwahrheit einer Theorie“ und richtet sich darin gegen das „vermeintliche Recht gleichgeschlechtlicher Paare, zu heiraten und Kinder zu adoptieren“. Das Schreiben wurde als Hirtenbrief verfasst und als solcher am vergangenen Zweiten Adventsonntag in allen Kirchen der Diözese verlesen.

Die Theorie, die der 71-Jährige schon im Titel anspricht, nennt er „Genderismus“. Ihr Ziel sei es, dass jede sexuelle Identität als gleichwertig akzeptiert werde. „Der Genderismus betrachtet jede sexuelle Praxis (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell) als gleichwertig mit der Heterosexualität.“

Vitus Huonder

Reuters//Steffen Schmidt/Pool

Vitus Huonder

„Angriff auf Ehe und Familie“

Nur vordergründig gehe es bei der Gender-Theorie um die Gleichstellung der Geschlechter. „Tatsächlich handelt es sich bei dieser Ideologie aber um einen Angriff auf Ehe und Familie als die tragenden Strukturen unserer Gesellschaft“, so der Bischof. „Ungerechtigkeit im Verhältnis der Geschlechter kann durch die Leugnung der Geschlechterpolarität nicht behoben werden.“

Dennoch nehme diese Sichtweise „totalitäre Züge“ an. „Mit großer Sorge sieht die Kirche, dass in öffentlichen Diskussionen und in den Medien mehr und mehr nur noch die Argumente des Genderismus toleriert werden. Wer anders denkt, wird gesellschaftlich ausgegrenzt und muss mit juristischen Sanktionen rechnen“, so Huonder. „Auf diese Weise werden die Grundrechte des Menschen bezüglich der Religion und freier Meinungsäußerung zunehmend beschnitten.“

„(Homo)-Sexualisierung“ in Kindergarten und Schule

Die konkrete Durchsetzung dieser „Ideologie“ zeige sich nicht nur in den „vermeintlichen Rechten“ der Homosexuellen, sondern auch in der „(Homo)-Sexualisierung der Kinder in Kindergarten und Schule“, schreibt der als ausgesprochen konservativ geltende Churer Oberhirte weiter. „Eine unmoralische sexuelle Aufklärung zerstört in den Heranwachsenden jedes Feingefühl.“

Kinder müssten sich in der stabilen Ehe ihrer biologischen Eltern entfalten können, So Huonder weiter. „Die Auslieferung von Kindern an gleichgeschlechtliche Paare beraubt sie der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung.“

Auch im Vorjahr Aufregung

Auch die Benachteiligung von Frauen werde durch ein „Verwischen der natürlichen Unterschiede“ nicht beseitigt. Vielmehr müssten Frauen „auch in ihrer lebenserhaltenden Aufgabe der Mutterschaft von der Gesellschaft geachtet werden“. Die Leistung einer Frau dürfe „nicht nur an ihrem beruflichen Einsatz gemessen werden“. Huonder kritisierte weiter, die Gender-Theorie stigmatisiere den Mann als Täter und verkläre die Frau als Opfer.

Mehrere Zeitungen zitierten am Sonntag aus dem „Wort des Bischofs“ (Hirtenbrief). Auch im Vorjahr hatte ein Hirtenbrief Huonders für Aufsehen gesorgt. Damals hatte er sich dafür ausgesprochen, geschiedene Wiederverheiratete von den Sakramenten auszuschließen. In der Folge wehrten sich viele Pfarrer des Bistums Chur, den Brief im Gottesdienst zu verlesen.

KAP, religion.ORF.at