D: Muslimische Verbände fordern Absetzung Khorchides

Mehrere muslimische Verbände haben die Universität Münster aufgefordert, den Leiter des dort ansässigen Zentrums für Islamische Theologie, Mouhanad Khorchide, abzusetzen.

Schon seit mehreren Wochen schwelt der Konflikt zwischen dem Koordinationsrat der Muslime (KRM), der als Dachverband vier der größten muslimischen Verbände unter sich vereint, und Khorchide. Die Verbände üben vor allem Kritik an der Theologie des als liberal geltenden Lehrstuhlinhabers, die er zuletzt in seinem Buch „Islam ist Barmherzigkeit“ dargelegt hat.

Mouhanad Khorchide

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Mouhanad Khorchide

Am Dienstag veröffentlichte der KRM ein 71-seitiges Gutachten über Khorchides Buch, das im Zuge des Streits in Auftrag gegeben wurde. In einer Pressemeldung auf der Homepage des Dachverbands heißt es, man komme aufgrund des Gutachtens zu dem Schluss, dass Khorchides „Theologie der Barmherzigkeit“ „weder mit dem dahinter stehenden wissenschaftlichen Anspruch, noch mit Khorchides Selbstverpflichtung zur bekenntnisgebunden Islamtheologie konform geht“.

Khorchide selbst hatte die Vorwürfe, die auch schon vor der Veröffentlichung des Gutachtens vorgebracht wurden, zuletzt im Deutschlandfunk zurückgewiesen und beteuert, keineswegs wie ein Orientalist, sondern definitiv als Theologe aus einer Innenperspektive heraus zu arbeiten. Am Mittwoch war er für religion.ORF.at nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

„Nachhaltig zerrüttet und irreparabel beschädigt“

Für den Aufbau der islamischen Theologie in Deutschland sei eine verfassungsrechtlich tragfähige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den jeweiligen Lehrstühlen unabdingbar, so der KRM. „Diese ist jedoch zwischenzeitlich durch den Münsteraner Islamlehrstuhlinhabers Mouhanad Khorchide nachhaltig zerrüttet und irreparabel beschädigt worden.“

Khorchide habe „nicht nur das Vertrauen der organisierten Muslime in Nordrhein-Westfalen in seine Theologie beschädigt, sondern auch dazu beigetragen, dass Absolventen des Münsteraner Instituts [...] bei der muslimischen Gemeinde kein Vertrauen genießen und mit unhaltbaren theologischen Positionen assoziiert werden“, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Eine weitere konstruktive Zusammenarbeit sei für den KRM daher nicht möglich, eine „personelle und thematische Neuausrichtung“ notwendig.

Warten auf den Beirat

Wer für eine derartige Neuausrichtung des Instituts überhaupt zuständig ist, ist indes unklar. Eigentlich sollte ein gesondertes achtköpfiges Gremium, der Beirat, über Lehrpläne und Personal entscheiden. Je vier Mitglieder des Beirats werden vom KRM und von der Universität gestellt - gegen zwei vom KRM vorgeschlagene Kandidaten hatte allerdings das Bildungsministerium aufgrund des Vorwurfs mangelnder Verfassungstreue Einspruch erhoben.

Der Beirat ist also derzeit nicht voll besetzt und damit auch nicht arbeitsfähig. Ändern soll sich laut Universität Münster im Jänner. Bis dahin weiß niemand so recht, wer über den Verbleib Khorchides auf dem Lehrstuhl entscheiden kann. Dies könnte zur Rechtsfrage werden, sagte ein KRM-Sprecher am Dienstag gegenüber „Zeit Online“.

religion.ORF.at

Mehr dazu:

Links: