200 Jahre Christbaum in Österreich

Der Christbaum feiert in Österreich heuer sein 200-Jahre-Jubiläum. Ursprünglich stammt der geschmückte, immergrüne Baum aus Deutschland, wo er schon seit etwa 500 Jahren in der Weihnachtszeit für besinnliche Stimmung sorgt.

Wenn am Heiligen Abend das Christkind unterwegs ist, wird es in den meisten Wohnungen mit einem Weihnachtsbaum begrüßt. Nur 18 Prozent der Haushalte verzichten auf diesen traditionellen Schmuck, vor allem Menschen anderer Glaubensrichtungen, Ältere und Singles, die gar nicht oder woanders feiern.

Erfindung des protestantischen Adels

Der Christbaum ist eine „Erfindung“ des protestantischen deutschen Adels und fand seinen Weg erst im 19. Jahrhundert in die biedermeierliche Familie der österreichischen Städte. Der erste historisch belegte Christbaum in Wien wurde angeblich 1814 von der jüdischen Gesellschaftsdame Fanny Arnstein aufgestellt. Diesen Brauch brachte sie aus Berlin mit, wo sie geboren und aufgewachsen war.

Der Wiener Volkskundler Richard Wolfram ortete drei Wurzeln des Christbaums: Die immergrüne Pflanze als Inbegriff der Fortdauer des Lebens („Wintermaien“), die Verbindung mit dem Licht („Lichterbaum“) und die Funktion als „Gabenbaum“. Zweifellos enthält der Christbaum auch Elemente älteren Brauchtums. Allgemein war es üblich, im Winter etwas Grünes in die Stube zu holen - egal ob Fichten, Tannen, Föhren oder deren Äste, Wacholder, Stechapfel oder Mistel. Tannen gaben im Mittelalter bei liturgischen Spielen den Paradiesbaum ab.

Ein Christbaum mit roten Kugeln mit schneebedeckten Zweigen

APA/dpa

Das Idealbild der „weißen Weihnachten“

Aufgeputzte Bäume bereits seit 500 Jahren

Von Vorformen des Christbaums wird vom Oberrhein und aus dem Elsass um 1500 berichtet. Um 1600 wird in der Beck’schen Chronik ein mit Äpfeln und Oblaten „aufgeputzter“ Baum erstmals näher beschrieben. Im Zusammenhang mit Kerzen wird dem Grazer Theologen Karl Veitschegger zufolge der Baum zum Symbol für Licht und Leben und damit für Christus.

Es wird vermutet, dass Goethes Schilderung in den „Leiden des jungen Werthers“ aus dem Jahr 1774 viel zur Verbreitung des Christbaums, speziell des mit Lichtern geschmückten, beigetragen hat. 1790 vermerkte der deutsche Maler Albrecht Adam kritisch eine Entwicklung, die sich heute im Schenken fortsetzt: „Eine Familie wetteifert mit der anderen, und die, welche die schönsten blühenden Baum hat, ist sehr stolz darauf.“

Das eigentliche Weihnachtsfest am 25. Dezember

Das Weihnachtsfest am Heiligen Abend (24. Dezember) ist die nach altem kirchlichem Brauch übliche „Vor-Feier“ (Vigil) eines Hochfestes.

Der Tag nach Weihnachten (26. Dezember) wird bei den Katholiken als Hochfest des Hl. Stephanus begangen. Auch die evangelisch-lutherische Liturgie sieht die Feier des Stefanitags am 26. Dezember vor. In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Stefanitag am 27. Dezember gefeiert.

Hängende Christbäume aus Platzmangel

Als ältere Form des Brauchtums wird der „hängende Christbaum“ angenommen. Früher war in den Bauernstuben zu wenig Platz zum Aufstellen, daher wurden die Bäume entweder kopfüber oder am Spitz aufgehängt. Auf dem Land setzte sich der Christbaum vor allem in Westösterreich erst sehr spät durch. Noch 1948 schrieb der Grazer Volkskunde-Professor Viktor von Geramb: „Der Christbaum ist im Bauernhause durchaus noch nicht allgemein eingeführt.“

Mittlerweile werden in 2,6 der 3,67 Millionen österreichischen Haushalte Naturchristbäume aufgestellt, in nur zehn Prozent Plastikbäumchen. Bei der Schlägerungszeit schwören einige Christbaumbauern auf die Mondphasen: Drei Tage vor dem elften Vollmond soll es so weit sein - zu diesem Zeitpunkt geschlagene Bäume halten angeblich besonders lange.

Ein Christbaum in einem festlich geschmückten Raum mit gedeckten Tischen und brennenden Kerzen

ORF/ZDF

Der immergrüne Nadelbaum mit Kerzen als Symbol für Licht und Leben

Krippe und Stern

Nicht von Weihnachten wegzudenken ist das Symbol der Krippe. Ursprünglich sei damit nur der Futtertrog, in den Jesus nach seiner Geburt gelegt wurde, gemeint gewesen, so Veitschegger. Angebliche Überreste dieser Krippe werden in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt. Später bekam das Wort Krippe in Zusammenhang mit Weihnachten eine besondere Bedeutung. Als figürliche Darstellung des Weihnachtsgeschehens mit Maria, Josef, den Hirten, den Tieren und den drei Königen ist es heute noch ein beliebtes Weihnachtsmotiv.

Ein weiteres Weihnachtsmotiv ist der Stern. Zum Weihnachtssymbol wurde er durch die biblische Erzählung vom Stern, der die drei Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem führte. Eine zentrale Rolle in der biblischen Weihnachtsgeschichte spielen weiters die Engel, die den Hirten erscheinen und Christi Geburt ankündigen. Das Wort „Engel“ kommt vom griechischen „Angelos“, das Bote bedeutet. Dargestellt werden die himmlischen Boten meistens als Wesen mit Flügeln oder Schwingen.

Österreicher feiern traditionell

Einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts Spectra zufolge wird in Österreich Weihnachten großteils traditionell und besinnlich mit Christbaum und Bescherung gefeiert. Zu knapp der Hälfte kommt das Christkind, der Weihnachtsmann quetscht sich nur bei drei Prozent durch den Rauchfang. Klassiker wie Krippen, „Stille Nacht“-Singen und Kerzen gehören laut der Umfrage dazu, das Weihnachtsevangelium, ein Gebet oder traditionelles Räuchern weniger.

Spectra befragte mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen, wie sie den Heiligen Abend 2012 verbracht haben, mit dem Ergebnis, dass Weihnachten 2012 für 84 Prozent quer durch alle Altersgruppen ein besonderer Tag war, nur für 16 Prozent ein ganz gewöhnlicher. 88 Prozent feierten mit der Familie, drei Viertel der Befragten in den eigenen vier Wänden. Fast neun von zehn wollen Weihnachten heuer wieder so verbringen wie im Vorjahr.

Beim Festessen kommt am häufigsten Fisch auf den Teller, auch kalte Platten, Bratwürstel, Fondue und Raclette sind beliebt. Drei Viertel können den Heiligen Abend richtig genießen. Knapp ein Fünftel hat zwar Stress, mag den Tag aber trotzdem. In dieser Gruppe sind besonders viele Frauen vertreten. Nur sechs Prozent gaben an, das Fest wegen der vielen Arbeit nicht genießen zu können.

religion.ORF.at/APA/KAP

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