Pfarrer-Initiative plant eigene „Kirchenbürger“-Befragung

Der Gründer der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, plant eine eigene „Kirchenbürger“-Befragung. Papst Franziskus sieht er mit seinem Kurs noch auf einsamem Posten, wie Schüller im APA-Interview sagte.

Der Vatikan-Fragebogen ist für Schüller „eine der großen Gesten“ des neuen Papstes und werde etwa auch von homosexuellen Katholiken dankbar aufgenommen. Und so will auch die Pfarrer-Initiative an der Basis - Schüller nennt sie „Kirchenvolk“ - ansetzen. In Workshops, welche man 2014 in den Pfarren anregen will, könnten die Menschen Themen behandeln und ihre Erfahrungen einbringen. „Es könnten Themen sein, die im Fragebogen vielleicht zu kurz kommen“, so Schüller.

Unterstützung der Bischöfe für Papst gefordert

So viel Hoffnung Schüller in den neuen Papst setzt, so skeptisch ist er, was die Umsetzung seiner Botschaften betrifft. „Ich bin ja momentan in ganz großer Sorge um ihn. Es besteht die Gefahr, dass er ein einsamer Rufer in der Wüste bleibt“, so Schüller, der Klerus könnte „erste Reihe fußfrei sitzend“ Franziskus schlicht reden lassen. „Er braucht dringend die Unterstützung der Bischöfe“, so Schüller, „da spüre ich überhaupt nichts“.

Helmut Schüller bei der Konkurrenzveranstaltung von "Wir sind Kirche" zum deutschen Katholikentag 2012

dpa/Uli Deck

Aufruf zum Ungehorsam

Im Juni 2011 veröffentlichte die Pfarrer-Initiative einen mittlerweile weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten „Aufruf zum Ungehorsam“. Helmut Schüller gilt als das Mastermind hinter dem Dokument.

Der Aufruf, in dem sich die Mitglieder der Pfarrer-Initiative für tiefgreifende Reformen in der katholischen Kirche, etwa die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Gleichstellung von wiederverheirateten Geschiedenen aussprechen, zog weite Kreise.

Solche Unterstützung von „aufgeschlossenen Kollegen“ kann Schüller sich zumindest von einigen wenigen vorstellen. In Österreich seien dementsprechende Signale etwa vom Feldkircher Bischof Benno Elbs und dessen Innsbrucker Kollegen Manfred Scheuer gekommen. Der neue Salzburger Erzbischof Franz Lackner sei hingegen noch ein unbeschriebenes Blatt. „Ich weiß es nicht, der Mann ist ganz neu“, traut sich Schüller noch keine Einschätzung zu.

Kritik vonseiten der Pfarrer-Initiative gibt es hingegen am Ernennungsprozedere in der Erzdiözese Salzburg, da sich auf dem Dreiervorschlag neben Lackner mit dem Salzburger Weihbischof Andreas Laun sowie dem Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, Karl Wallner, zwei bekannt erzkonservative Kandidaten befunden haben sollen. „Da scheinen die Dinge am Papst vorbeizulaufen“, ist Schüllers Eindruck.

Dass ihn der neue Caritas-Präsident Michael Landau als geeigneten Bischof bezeichnete, sieht er eher nüchtern. „Bischof hat ja immer geheißen, zu funktionieren." Ob einem das solche Freude macht, weiß ich nicht“, sagte Schüller. Den Sprecher der Pfarrer-Initiative interessiert viel mehr, welche Möglichkeiten das Amt bieten kann: „Die Frage ist, was kann das Bischofsamt in Zukunft sein?“

Kritik an Diözesanreform

Nicht anfreunden kann sich Schüller weiterhin mit der angelaufenen Diözesanreform in der Erzdiözese Wien, also den Zusammenlegungen von Pfarren. „Das ist eine Fusionsstrategie, die eher einem Dienstleistungsunternehmen entspricht“, kritisiert er, überhaupt werde in der Kirche mit Methoden gespart, wie es eigentlich in der Privatwirtschaft üblich sei. Das Problem in Schüllers Augen: Das „Kirchenvolk“ strecke sich nach der Decke, der Aufschrei der Basis fehle zum Großteil.

Auch weltweit will die Pfarrer-Initiative den Kreis der Verbündeten weiter vergrößern, nachdem sich im vergangenen Jahr derartige Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum, aus den USA und Irland bereits vernetzt haben. „Wir wollen zu weiteren Kontinenten Kontakte ausbauen“, so Schüller, der Lateinamerika, Asien und Afrika im Sinn hat.

religion.ORF.at/APA

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