Kritik an barbusiger Protestaktion im Kölner Dom

Die Protestaktion einer nackten Aktivistin auf dem Altar des Kölner Doms ist auf deutliche Kritik gestoßen. Der Präsident des ZdK, Alois Glück, nannte die Aktion der Femen-Aktivistin Josephine Witt rücksichtslos.

Bis zum Beginn des feierlichen Hochamtes sei die Femen-Aktivistin Josephine Witt mit einem Ledermantel bekleidet in der ersten Reihe gesessen, so die Polizeiangaben. Ein YouTube Video zeigt, wie sie dann kurz nach Beginn des Gottesdienstes, dem Kardinal Joachim Meisner vorstand, nur mit einer Art Lendenschurz bekleidet auf den Altar springt. Auf dem nackten Oberkörper sind die Worte „I am God“ („Ich bin Gott“) gemalt. Weiters zeigt das Video, wie Witt nach wenigen Minuten von Ordnungskräften im Dom abgeführt wird.

Eine Femen-Aktivistin steht nackt am Altar des Kölner Doms

APA/dpa/Elke Lehrenkrauss

Es sollte ein Protest gegen die katholische Kirche und deren Machtstrukturen sein, begründete die Femen-Aktivistin ihre Aktion in einem Gespräche mit der Nachrichtenagentur dpa.

Anzeige erstattet

Die Polizei setzte die Frau bis zum Ende des Gottesdienstes fest und erstattete Anzeige wegen Störung der Religionsausübung und Hausfriedensbruchs. Die aus Hamburg kommende Witt erklärte wiederum, von den Sicherheitskräften und einem Kirchgänger geschlagen worden zu sein und erstattete ebenfalls Anzeige.

Das Bistum wolle den Protest der Frauenrechtlerin im Kölner Dom nicht überbewerten. Es sei eine „indiskutable Aktion“ gewesen, um die man aber „kein übergroßes Bohei“ machen wolle, sagte Weihbischof Dominikus Schwaderlapp dem „Kölner Stadtanzeiger“. Er lobte die gelassene Reaktion des Erzbischofs, der sich nicht aus der Ruhe habe bringen lassen.

Denkwürdige Geburtstagsüberraschung?

Für den Kölner Kardinal Meisner, der die Messe las, war der Zwischenfall eine denkwürdige Geburtstagsüberraschung: Der als konservativ geltende Kleriker feierte am Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Im Februar wird er aus dem Amt scheiden. Meisner gab sich aber unbeeindruckt: „Jeder hat den Segen verdient. Sogar die verwirrte Frau vorhin. Sie schließe ich mit ein, sie hat es wohl auch am Nötigsten“, sagte er gegenüber dem „Express“.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, kritisierte, es gebe „kein Argument, das eine solche Aktion rechtfertigt“. Derartige Provokationen zielten darauf ab, andere Menschen zu verletzen, und hätten „mit dem demokratischen Recht auf Demonstration im öffentlichen Raum nichts zu tun“.

„Möglichkeit zur Kritik außerhalb des Doms“

Volker Beck, der religionspolitische Sprecher der Grünen, meinte, dass es auch vor den Toren des Doms „genügend Möglichkeiten gegeben hätte, Kritik an Kardinal Meisner oder auch der katholischen Kirchen zu üben“. Die Störung eines Gottesdienstes wie einen Hausfriedensbruch zu bestrafen, sei „angemessen“. Beim Strafmaß für Störung der Religionsausübung sowie beim alten Gotteslästerungsparagraphen sehe er allerdings Reformbedarf, weil hier die Strafandrohung zu hart sei.

AFP/DPA/APA/KAP

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