Religion 2013 im Streiflicht

Nackte Männer, die in den Ganges stürmen, mit Farben verschmierte Gesichter, ein tanzender Erzbischof und sich blutig schlagende Schiiten: Mannigfaltig sind die Rituale, Feste und Feiern der Religionen. Der Jahresrückblick 2013.

14. Jänner 2013: 40 Millionen Hindus feiern Kumbh Mela

Der Neumondtag ist für Hindus besonders glückverheißend und deswegen der wichtigste Badetag des 55-tägigen Kumbh-Mela-Festes. Die Gläubigen wollen sich von Sünden reinigen und aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten befreien. Die Mela in Allahabad findet gemäß dem insgesamt 144-jährigen Festtagsrhythmus nur alle zwölf Jahre am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati statt - mehr dazu in: 40 Millionen Hindus in den Ganges eingetaucht.

Sadus baden zu Kumbh Mela im heiligen Fluss

Reuters/Ahmad Masood

Wettlauf um das erste Bad im heiligen Fluss: Die Gläubigen werden von den nackten, mit Asche bedeckten Sadhus - den „heiligen Männern“ Indiens - angeführt, denen die erste Waschung vorbehalten ist. Erst nach ihnen dürfen die Pilger ihr Bad nehmen.

13. Februar 2013: Ein Papst nimmt Abschied

Vor Tausenden Besuchern feiert Papst Benedikt XVI. am Abend des Aschermittwochs seine wohl letzte große Liturgie. Er bittet die Gläubigen, ihn und die Kirche „in diesem besonderen Moment“ zu unterstützen. Der sichtbar müde Papst bittet die Gläubigen um Gebete, die ihn sowie die Kirche „in diesem besonderen Moment“ unterstützen könnten. Schon bei der Generalaudienz am Aschermittwoch in der Aula Nervi hatte der Papst die Gläubigen gebeten, für ihn und für die Kirche sowie für seinen Nachfolger zu beten - mehr dazu in: Massenandrang bei letzter großer Liturgie Benedikts XVI..

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Reuters

Benedikt XVI. beteuert bei der Generalaudienz am Aschermittwoch, dass er „in voller Freiheit“ und „für das Wohl der Kirche“ zurücktrete

7. März 2013: Die Nacht Shivas

Shivaratri oder Mahashivaratri (die Nacht Shivas) ist für die Verehrer des Gottes Shiva das höchste Fest, die heiligste aller Nächte. Nach dem Hindu-Kalender findet der Feiertag am 14. Tag des Monats Phalguna statt. Shiva ist eine der populärsten Formen des Göttlichen im Hinduismus und heißt wörtlich: der Freundliche, der Segensreiche. Ihm gelten völlig verschiedene Kulte, die nur eines gemeinsam haben: Shiva als Zentrum. Für Shivaiten, wie seine Anhänger genannt werden, ist er die Manifestation des Absoluten, des Brahman.

Laut Mythologie lebt Shiva im Kailash, einem Gebirgszug im Himalaya. Auf theologischer Ebene dagegen steht Shiva jenseits von Name, Form und Zeit. Besonders bei ihm betonen die Überlieferungen die Formlosigkeit. Darum wird Shiva grundsätzlich nicht, so wie zum Beispiel Vishnu, mit ausgeprägt menschlichen Zügen ausgestattet. Vorwiegend verehrt man ihn in abstrakten Formen, meist im Lingam, einem konischen Stein, oft aber auch in einem seiner Attribute, besonders im Dreizack.

Ein Sadu raucht Marihuana zum Shivaratri Festival

Reuters/Navesh Chitrakar

Ein Sadhu, ein sogenannter Heiliger Mann, raucht Marihuana während des Shivaratri-Festivals im Pashupatinath Temple in Kathmandu (Nepal). Das Rauschgift soll helfen, das Bewusstsein zu weiten, und gehört neben dem Einreiben mit Asche für viele Sadus zu den Ritualen rund um Shivaratri.

8. März 2013: Wer wird der nächste Papst?

Das Kardinalskollegium der römisch-katholischen Kirche hat am 8. März den Termin für den Beginn der Papst-Wahl festgelegt. Am 12. März soll das Konklave mit der Messe „Pro eligendo Papa“ eröffnet werden - mehr dazu in: Termin festgelegt: Konklave beginnt am Dienstag.

Kardinäle warten auf das Konklave

Reuters/Max Rossi

Im Vatikan kommen die Kardinäle aus aller Welt zusammen, um einen Termin für das Konklave zu fixieren

13. März 2013: Bergoglio wird Papst Franziskus

Der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio ist der neue Papst. Die römisch-katholische Kirche erlebt damit eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es einen Papst, der aus Südamerika kommt. Und zum ersten Mal bekleidet ein Mitglied des Jesuitenordens das höchste kirchliche Amt - mehr dazu in: Jesuit Bergoglio ist neuer Papst.

Papst Franziskus begrüßt nach seiner Wahl die Menschen am Petersplatz

Reuters/Osservatore Romano

„Brüder und Schwestern, guten Abend“, begrüßt der neu gewählte Papst die Gläubigen auf dem Petersplatz. Bloß mit weißer Soutane und ohne Stola erschien er auf dem Balkon des Petersdoms.

31.März 2013: Holi, das Fest der Farben

Knallige Farben, fröhliche Tänze und feierliche Gebete: Mit dem traditionellen, ursprünglich hinduistischen Holi-Fest begrüßen Millionen Menschen in ganz Indien am Mittwoch den Frühling. Bei dem karnevalähnlichen Fest der Farben beschmieren sich die Menschen gegenseitig mit buntem Pulver (Gulal) und bespritzen einander mit gefärbtem Wasser. Gefeiert wird das Fest in Indien, Nepal, Bangladesch und Pakistan- m ehr dazu in: Holi-Fest: Farbrausch zu Frühlingsbeginn.

Hindus in Vrindavan (Indien) feiern Holi im Bankey Bihari Tempel

Reuters/Vivek Prakash

Hindus in Vrindavan, in der Nähe von Neu-Delhi, feiern Holi im Bankey Bihari Tempel

5. Mai 2013: Orthodoxe Ostern

Fünf Wochen nach den römisch-katholischen und den evangelischen Christen feiern orthodoxe Christen weltweit das Osterfest. Als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt die mehr als 1.200 Jahre alte Liturgie des „Heiligen Feuers“. Das orthodoxe Osterfest wird nach dem julianischen Kalender berechnet, der gegenüber dem gregorianischen um 13 Tage zurückliegt. Die orthodoxe Kirche folgte der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht, daher wird seither an verschiedenen Sonntagen gefeiert. Dazu kommt, dass nach orthodoxem Verständnis Ostern nicht vor oder zugleich mit dem jüdischen Pessach-Fest gefeiert werden darf - mehr dazu in: Orthodoxe Christen feiern Ostern.

Russisch-orthodoxe Gläubige feiern Ostern in der Christ-Erlöser Kathedrale in Moskau

Reuters/Maxim Shemetov

Russisch-orthodoxe Gläubige feiern Ostern mit Patriach Kyrill I. in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau

21. Mai 2013: Templeton Preis für Desmond Tutu

Der südafrikanische Geistliche Desmond Tutu wird mit dem mit 1,7 Millionen US-Dollar dotierten Templeton-Preis ausgezeichnet, einer der wichtigsten religiösen Auszeichnungen der Welt. Der 81-Jährige galt während seiner Zeit als anglikanischer Erzbischof von Kapstadt als moralisches Gewissen seiner Nation. Für seinen Kampf gegen die Rassentrennung im ehemaligen Apartheidstaat wurde er bereits im Jahr 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet - mehr dazu in: Desmond Tutu erhält Templeton-Preis.

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Desmond Tutu tanzt bei der Templeton-Preisverleihung in der Guildhall in London

24. Mai 2013: Buddhisten feiern Vesak

Als höchstes buddhistisches Fest feiert das Vesakh-Fest Geburt, Erleuchtung und Tod des Buddha. Alle drei Ereignisse haben der Überlieferung nach in einer Vollmondnacht im Mai stattgefunden. An diesem höchsten buddhistischen Feiertag soll von den Buddhisten besondere Gebefreudigkeit geübt werden: Die Klöster erhalten Spenden, Bettelmönche, Pilger und Arme bekommen etwas zu essen. Gefangene werden zu Vesakh begnadigt, Tiere, vor allem Vögel, werden freigelassen. Letzteres soll dem buddhistischen Bemühen Rechnung tragen, zum Wohl aller Wesen auf der Welt zu handeln - mehr dazu in: Vesakh-Fest: Buddhas heilige Vollmondnächte.

Mönche erhalten zum Vesakfest Almosen

Reuters/Dwi Oblo

Anlässlich des Vesak-Festes verteilt eine Familie auf Java (Indonesien) an die Mönche des Borobudur Tempels Almosen

18. September: Wahl der „Miss Muslim World“

Eine Studentin aus Nigeria wird am Mittwoch in Indonesien zur „Miss Muslim World“ gekürt. Obabiyi Aishah Ajibola (21) tritt in der Endrunde in einem wallenden goldenen Kleid mit passendem Kopftuch auf. Bei dem Wettbewerb geht es sowohl um Chic und Schönheit als auch darum, sich als fromme und clevere Frau zu präsentieren. Die Teilnehmerinnen müssen von Kopf bis Fuß bedeckt sein und unter anderem den Koran zitieren sowie Fragen zur islamischen Erziehung und dem islamischen Finanzwesen beantworten - mehr dazu in: „Miss Muslim World“ kommt aus Nigeria.

Die Mitbewerberinnen zur “Miss Muslim World” gratulieren der Siegerin Obabiyi Aishah Ajibola aus Nigeria

Reuters/Beawiharta

Die Mitbewerberinnen zur „Miss Muslim World“ gratulieren der Siegerin Obabiyi Aishah Ajibola aus Nigeria

7. Oktober 2013: Begräbnis von Rabbi Ovadja Josef

Rabbi Ovadja Josef, das geistliche Oberhaupt der strengreligiösen Schas-Partei, stirbt am 7. Oktober im Alter von 93 Jahren. Nach Medienberichten nehmen 750.000 Menschen an seinem Begräbniszug teil, der durch die Stadt Jerusalem führt. Es ist das größte Begräbnis in Israels Geschichte. Josefs Auslegung des jüdischen Religionsgesetzes galt als sehr fortschrittlich. Er erlaubte etwa nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 den Witwen von mehreren Hundert vermissten Soldaten, wieder zu heiraten - mehr dazu in: Israel: 750.000 bei Begräbnis von Rabbi Ovadja Josef.

Ultraorthodox Juden versuchen vor dem Begräbnis von Rabbi Ovadja Josef einen Polizeikorridor zu durchbrechen, um einen Blick auf den Sarg zu werfen

Reuters/Nir Elias

Ultraorthodoxe Juden versuchen vor dem Begräbnis von Rabbi Ovadja Josef einen Polizeikorridor zu durchbrechen, um einen Blick auf den Sarg zu werfen

14. Oktober 2013: Der Hadsch nach Mekka

Mindestens einmal im Leben soll jeder Muslim, der dazu in der Lage ist, den „Hadsch“ (große Pilgerfahrt), nach Mekka unternehmen. Für den Hadsch gilt eine Reihe von Ritualen. Nach der Umrundung der Kaaba geht es in der Morgendämmerung zum nahe gelegenen Berg Arafat, wo die Pilger bis zum Sonnenuntergang bleiben. Es ist die Zeit für persönliche Gebete, für Bitte um Vergebung der Sünden und für die völlige Hingabe an Allah. Spirituell gilt der Aufenthalt auf und um den Berg Arafat, einer etwa 70 Meter hohen Granitformation, als Höhepunkt der Hadsch. Auf diesem Berg soll Gott Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies und einer 200 Jahre währenden Trennung wieder zusammengeführt haben - mehr dazu in: Hadsch: Pilgeransturm auf Mekka.

Muslimische Pilger auf dem Berg Arafat während der Hadsch 2013

Reuters/Ibraheem Abu Mustafa

Muslimische Pilger auf dem Berg Arafat während des Hadsch 2013

18. November 2013: Schiiten feiern Aschura

An Aschura, dem zehnten Tag des islamischen Jahres, gedenken Schiiten des Todes Husseins bei Kerbela. Die Glaubenden trauern um ihren dritten Imam und leisten in eindrücklichen Ritualen Buße für seinen Tod. Sie ziehen durch die Straßen und schlagen sich mit ihren Fäusten auf die Brust. Immer wieder rufen Sprechchöre laut und rhythmisch „Haidar“, der Löwe - der Ehrenname von Mohammeds Schwiegersohn Ali. Frauen stimmen Klagelieder an und junge Männer geißeln sich oder schlagen sich mit Schwertern und Dolchen ihre Stirnen blutig - mehr dazu in: Aschura: Kollektive Schuld und Buße.

Während der Aschura Feierlichkeiten schlagen sich irakische Schiiten in einem Bußritual die Stirn mit Schwertern blutig

Reuters/Alaa Al-Marjani

Während der Aschura-Feierlichkeiten schlagen sich irakische Schiiten in einem Bußritual die Stirn mit Schwertern blutig

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