F: Ermittlungen gegen Scientology-Einrichtungen

Ein Berufungsgericht in Paris hat ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere Einrichtungen der Scientology-Bewegung in Frankreich angeordnet. Es gab in den vergangenen Jahren bereits Urteile für Scientology-Einrichtungen.

Gegen drei Mitglieder sowie drei Einrichtungen von Scientology werde insbesondere wegen Betrugs und Beihilfe zur Irreführung sowie Unterschlagung und betrügerischer Geschäftspraktiken ermittelt, teilte Klägeranwalt Olivier Morice am Montag mit.

Unterricht nach Scientology-Methoden

Hintergrund der Verfahren ist ein Fall, der schon Jahre zurückliegt: Es geht um die Privatschule Institut Aubert in Vincennes bei Paris, deren Schließung bereits im Jahr 1998 angeordnet wurde. Dort soll ohne Wissen von Eltern nach Scientology-Methoden unterrichtet worden sein. Nach jahrelangen Ermittlungen wurden lediglich drei Beschuldigte angeklagt. Weitere Verdächtige sowie drei Scientology-Einrichtungen wurden ausgespart.

Doch eine Familie, die von Anwalt Morice vertreten wird, klagte gegen diese Entscheidung. Ihnen gab das Berufungsgericht nun Recht. Morice hob hervor, dass Scientology aufgrund einer bereits erfolgten Verurteilung wegen bandenmäßigen Betrugs nun Gefahr laufe, in Frankreich ganz verboten zu werden - mehr dazu in. Diese Ansicht hatte auch ein konservativer UMP-Abgeordneter nach dem Urteil gegen Scientology vom Oktober vertreten.

Psychischer Druck

Der französische Kassationsgerichtshof verurteilte damals zwei Scientology-Einrichtungen zu einer Geldstrafe von insgesamt 600.000 Euro. Den beiden Einrichtungen - dem in Paris ansässigen Celebrity-Zentrum und seiner Buchhandlung - war vorgeworfen worden, Anhänger in den 1990er Jahren psychisch unter Druck gesetzt zu haben, um sich an ihnen zu bereichern. Scientology kündigte an, dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte klagen zu wollen. Das Urteil des Kassationsgerichtshofs ist in Frankreich aber rechtskräftig - mehr dazu in F: Gericht bestätigt Betrugsurteil gegen Scientology.

In dem neuen Verfahren geht es nun erneut um das Celebrity Center, aber auch um die Spirituelle Vereinigung der Scientology-Kirche im Großraum Paris (Asesif) sowie um die Vereinigung für besseres Leben und Erziehung (Able).

Die im Jahr 1954 gegründete Scientology-Bewegung gilt in den USA als Religion, in Frankreich wird sie hingegen in Parlamentsberichten als Sekte eingestuft. In einigen deutschen Bundesländern wird sie vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Organisation hat nach eigenen Angaben weltweit rund zehn Millionen Mitglieder, davon 45.000 in Frankreich. Bekannteste Vertreter sind die Hollywoodstars Tom Cruise und John Travolta.

APA/AFP

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