„Schwulen-Lobby“-Aussage: Kritik an Ex-Gardechef

Der vatikanische Innenminister Angelo Becciu hat die Aussagen des ehemaligen Kommandanten der Schweizergarde, Elmar Mäder, über angebliche homosexuelle Seilschaften im Vatikan kritisiert.

Es sei leicht, die Existenz einer solchen Lobby einfach zu behaupten ohne konkrete Namen zu nennen, sagte Becciu am Dienstag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. „Mein Büro steht offen. Wenn Elmar Mäder kommen und sagen will, auf wen er sich genau bezieht, stehe ich zur Verfügung“. Becciu hob hervor, dass der Vatikan jedem begründeten Verdacht auf eine Homosexuellen-Seilschaft nachgehe. „Papst Franziskus ist der Erste, der Klarheit will, und das gilt für uns alle“, so Becciu.

„Räubersgeschichten“

Mäder hatte der Zeitung „Schweiz am Sonntag“ am Wochenende mit Blick auf die medialen Berichte über ein angebliches Schwulen-Netzwerk im Vatikan gesagt: „Meine Erfahrungen sprechen für die Existenz eines solchen“. Aussagen eines ehemaligen Schweizergardisten über sexuelle Belästigungen durch Geistliche im Vatikan, die vor einiger Zeit in Boulevardzeitungen erschienen waren, hatte Mäder jedoch teils als „Räubersgeschichten“ bezeichnet. Mäder war von 2002 bis 2008 Kommandant der Schweizergarde.

„Wenn der frühere Kommandant sich so geäußert hat, macht ihm das keine Ehre und beleidigt die Schweizergarde“, sagte der vatikanische Innenminister in dem Interview weiter. Man sei jedoch jederzeit bereit, konkrete Vorwürfe anzuhören. Becciu warnte aber davor, Unschuldige voreilig zu verurteilen. So seien in letzter Zeit im Vatikan im Fall von zwei Mitarbeitern, die ins Gerede geraten seien, Nachforschungen angestellt worden. Der Verdacht habe sich jedoch als unbegründet erwiesen, erklärte der italienische Erzbischof.

Auf die Frage, ob der Bericht der Kardinalskommission zur „Vatileaks“-Affäre auch von Homosexuellen-Seilschaften im Vatikan spreche, sagte Becciu: „Den Inhalt des Berichts kennt nur der Papst. Darüber kann man nichts sagen und wissen“. Italienische Zeitungen hatten spekuliert, der rund 1.000-seitige Bericht der von Benedikt XVI. eingesetzten Kommission, spreche auch von Homosexuellen-Seilschaften in der römischen Kurie.

religion.ORF.at/KAP

Links: