Die Rettung dänischer Juden 1943

Ein europäisches Land hat sich nicht an der Schoa beteiligt: Dänemark verhalf seinen jüdischen Landsleuten zur Flucht. In einem Buch des Historikers Bo Lidegaard wird diese Rettungsaktion nachgezeichnet.

Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Aus diesem Grund ist dieses Datum der Erinnerung an die Opfer der Schoa gewidmet. Allerdings hat man in einem europäischen Land die mörderischen Pläne der Nationalsozialisten vereitelt: Dänemark lehnte sich gegen die Deportation seiner Landsleute auf – tausende Jüdinnen und Juden wurden so gerettet. Was genau geschehen ist, ist jetzt detailliert in einem Buch nachzulesen.

Beeindruckendes Zeugnis

In beeindruckender kollektiver Zivilcourage stellten sich die Bürger und Bürgerinnen Dänemarks 1943 geschlossen gegen die Ausgrenzung, Denunziation und Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Damit war die deutsche Besatzungsmacht geschwächt.

So hat Adolf Eichmann, der als Architekt der sogenannten Endlösung gilt, bei seinem Prozess 1961 in Jerusalem gesagt: „Dänemark hat uns mehr Schwierigkeiten gemacht als jedes andere Land.“ Wie man sich das genau vorstellen kann, das verdeutlicht das Buch „Die Ausnahme“ des Historikers Bo Lidegaard.

Stimmen von Zeitzeugen

Sorgfältig werden darin die Wege von Geretteten nachgezeichnet, immer wieder kommen sie auch in Selbstzeugnissen zu Wort. Aber auch andere Zeitzeugen werden zitiert, wie etwa der sozialdemokratische Politiker Hans Hedtoft Hansen.

„Alles ist bis auf das kleinste Detail geplant. Im Hafen von Kopenhagen werden Schiffe vor Anker gehen, auf die ihre unglückseligen jüdischen Landsleute von der Gestapo gebracht werden sollen, um einem unbekannten Deportationsschicksal entgegenzusehen - Duckwitz war kreideweiß vor Empörung und Scham“, erinnerte sich Hedtoft Hansen kurz nach Kriegsende an die Warnung, die der Deutsche Georg Ferdinand Duckwitz einigen dänischen Politikern überbracht hatte.

Hedtofts Bericht zufolge begannen die nun eingeweihten dänischen Politiker sofort damit, Aufgaben untereinander zu verteilen, die später Tausenden Menschen das Leben retten sollten. Wie die darauf folgende Rettungsaktion organisiert wurde - auch unter Einbeziehung der dänischen Kirche übrigens - beschreibt das Buch „Die Ausnahme“.

Brigitte Krautgartner für religion.ORF.at