Erzdiözese Salzburg trauert um Alterzbischof Georg Eder

Der ehemalige Erzbischof von Salzburg, Georg Eder, ist tot. Eder leitete die Erzdiözese Salzburg 14 Jahre lang und sorgte mit konservativen Ansichten immer wieder für Schlagzeilen und Kritik. Eder wurde 87Jahre alt.

Eder war erst vor wenigen Wochen von seinem Wohnhaus in das Altersheim Mattsee übersiedelt, weil er körperlich immer schwächer wurde. Eder stand von 1989 bis 2003 an der Spitze der Salzburger Erzdiözese. Über Termin und Ablauf der Begräbnisfeierlichkeiten berät noch am Samstagvormittag das Salzburger Domkapitel.

Georg Eder wurde am 21. Dezember 1988 Salzburger Erzbischof und trat damit die Nachfolge von Karl Berg an, der sein Amt aus Altersgründen zurückgelegt hatte. Davor hatte Eder in Altenmarkt als Pfarrer und Dechant gewirkt. Er leitete die Erzdiözese bis 10. Jänner 2003. Seinen Lebensabend verbrachte er in Stift Mattsee bei Salzburg.

Eder wurde am 6. März 1928 in Mattsee als drittes von sechs Kindern einer Bergbauernfamilie geboren. Nach Besuch der örtlichen Volksschule kam er in die erzbischöfliche Seminarschule Borromäum in Salzburg, wo er 1951 maturierte. Anschließend studierte er an der Universität Salzburg Theologie und wurde am 1956 zum Priester geweiht. Eder war zunächst Kaplan in Zell am See, dann drei Jahre erzbischöflicher Sekretär, anschließend Pfarrer in Lofer. 1970 folgte seine Berufung als Pfarrer von Altenmarkt (im Pongau), wo er ab 1981 bis zu seiner Bischofswahl auch als Dechant wirkte.

Georg Eder

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Georg Eder

Umstrittene Aussagen

Als Erzbischof war Eder sehr umstritten. Schon seine Wahl - die Erzdiözese Salzburg genießt in der römisch-katholischen Kirche ein Sonderrecht, das dem Domkapitel anstatt einer einfachen Ernennung durch den Papst erlaubt, den Erzbischof aus einem Dreiervorschlag des Vatikans zu wählen - war von Misstönen begleitet. Denn vor der Wahl wurde öffentlich, dass das Domkapitel mit dem Dreiervorschlag offenbar nicht zufrieden war und um eine Unterredung im Vatikan bat. Der Vatikan habe die eingereichte Kandidatenliste aus Salzburg nicht berücksichtigt und die „Bitte um Anhörung einer Delegation des Kapitels“ abgewiesen, hieß es damals.

Eder schien zunächst um Deeskalation bemüht, doch die ersten Konflikte ließen nicht lange auf sich warten. Auf wenig Verständnis stieß der Erzbischof beispielsweise in Bezug auf seinen Umgang mit der diözesanen Kirchenzeitung „Rupertusblatt“. Er sorgte für die Ablöse des Chefredakteurs Bernhard Strobl und des geistlichen Assistenten des Blattes, Balthasar Sieberer. Der Linzer Theologe Bernhard Liss, damals Berater für Fragen zu Ehe und Partnerschaft, bekam Schreibverbot. Eders Begründung: Liss schreibe „gegen die kirchliche Ehemoral“ und manchmal „einfach ärgerniserregend“. Die Auflage der Zeitung sank von 1989 bis 1999 von 43.000 auf 22.000.

Aids als „Strafe Gottes“

Scharfe Kritik erntete der Salzburger Oberhirte Ende 1989 mit der öffentlichen Erklärung, Aids sei „eine Strafe Gottes für widernatürliches sexuelles Verhalten“. Zudem sei Abtreibung auch nach Vergewaltigung strikt abzulehnen. Er habe in einer Fachzeitschrift gelesen, dass es bei „wirklichen und nicht vorgeschützten Vergewaltigungen“ nur selten zur Empfängnis komme. Ebenfalls groß war das Aufsehen, als Eder in einem Vortrag „geistige Umweltverschmutzung“ durch Popmusik und Sexualerziehung ortete oder gegen Aufklärungsbroschüren zu Felde zog.

Auch mit Amtskollegen gab es Auseinandersetzungen: Als der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher kurz vor seiner Emeritierung in einem Brief den Vatikan wegen eines Dekrets zur Einbindung der Laien in den kirchlichen Dienst scharf kritisierte, fühlte sich Eder verpflichtet, sich in einem eigenen Brief an den Papst für die „überzogene“ Kritik seines Amtsbruders zu entschuldigen. Und als der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler zu den 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Amerikas von den katholischen Salzburger Hochschulwochen als Gastredner eingeplant war, ließ Eder ihn wieder ausladen.

Georg Eder

APA/Doris Wild

Georg Eder kurz vor seinem 70. Geburtstag

Die Priester in seiner Diözese waren ebenfalls nicht immer gut auf ihren Vorgesetzten zu sprechen. So gründete sich Mitte der 1990er-Jahre aufgrund anhaltender Konflikte ein „Priesterverein“ in Salzburg als Gegengewicht zum diözesanen Priesterrat. Gleichzeitig wurde Eder aber in Bezug auf den persönlichen Umgang durchaus geschätzt.

So schreibt Balthasar Sieberer, mittlerweile Dompfarrer von Salzburg und Kustos des Domkapitels, in der Festschrift zu Eders 75. Geburtstag: „Kranke Mitbrüder erlebten im Erzbischof einen verlässlichen Besucher, und Priester in schwierigen Situationen konnten auch in heiklen Gesprächen im Erzbischof dem Seelsorger begegnen. Wo immer er konnte war er bemüht, Hilfen anzubieten.“

Diözesanforum 1995-96

Etwas beruhigt wurde die Situation durch das Salzburger Diözesanforum Mitte der 1990er-Jahre, das mit einem weitgehenden Konsens zwischen Bischof, Domkapitel, Priestern und Laien zu Ende ging. Österreichweite Anerkennung gab es für Eder, als er im Februar 1998 gemeinsam mit seinen Amtskollegen Christoph Schönborn, Johann Weber und Egon Kapellari eine Erklärung unterschrieb, in der die vier Bischöfe ihre „moralische Gewissheit“ zum Ausdruck brachten, dass die gegen Kardinal Hans Hermann Groer erhobenen Missbrauchsvorwürfe „im Wesentlichen zutreffen“.

Im Herbst 2000 gab es dann erneut negative Schlagzeilen rund um den Erzbischof. Er suspendierte den Salzburger Dechant von St. Paul, Peter Hausberger, weil dieser zusammen mit einem methodistischen Pfarrer einen Gottesdienst gefeiert hatte. Vorbehalte gegen die Ökumene zeigte Eder wenig später auch dadurch, dass die offizielle Trauerfeier im Salzburger Dom für die Opfer der Brandkatastrophe von Kaprun im November 2000 explizit als katholischer und nicht, wie von einigen Angehörigen gewünscht, als ökumenischer Gottesdienst abgehalten wurde. Kritik musste Eder auch einstecken, weil er den Hinterbliebenen der Katastrophe und den geschockten Kaprunern nicht an Ort und Stelle beigestanden war.

Rücktritt aus Gesundheitsgründen

Im März 2003 legte Eder schließlich aus gesundheitlichen Gründen bereits ein Jahr vor seinem 75. Geburtstag, an dem das normalerweise fällig wird, sein Rücktrittsgesuch dem Papst vor. Sein Nachfolger wurde der damalige Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser, der mittlerweile ebenfalls emeritiert ist.

In seinem Abschiedsinterview mit dem „Rupertusblatt“ sagte Eder, er verlasse die Diözesanleitung mit gutem Gewissen. Als Höhepunkte seiner Amtszeit bezeichnete er das Diözesanforum und den Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1998. „Ich selbst fühle mich jetzt wie ein Bauer, der nach einem langen, harten Arbeitstag müde, aber zufrieden auf seinen Hof zugeht. Die Arbeit auf dem Ackerfeld der Kirche war hart“, schrieb er in seinem letzten Hirtenbrief.

Die Gründe für die Vorbehalte gegen seine Person seien nicht nur „einige Entscheidungen“ gewesen, die er habe treffen müssen, sondern die „zwei verschiedenen Bilder von Kirche, die nicht in Einklang zu bringen sind“, sagte Eder damals gegenüber dem „Rupertusblatt“. Wörtlich sagte Eder: „Durch das Gebot der doppelten Treue, einerseits zum Papst und andererseits zum Volk Gottes, kann ein Bischof schon manchmal ins Schwitzen kommen.“

religion.ORF.at/KAP/APA

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