Vatikan wirft UNO Voreingenommenheit vor

Der Vatikan hat den UNO-Bericht zum Umgang des Kirchenstaats mit Fällen von Kindesmissbrauch erneut kritisiert. Dieser habe sich die vorurteilsbeladene Sichtweise notorisch kirchenkritischer Organisationen zu eigen gemacht, so Vatikansprecher Federico Lombardi.

Das Dossier des Kinderrechtskomitees der Vereinten Nationen (UNCRC), das am Mittwoch veröffentlicht wurde, zeige keinerlei Verständnis für die „spezifische Natur des Heiligen Stuhls“, so Lombardi in der am Freitag via Radio Vatikan veröffentlichten Erklärung. Man habe das Recht, sich darüber zu wundern.

Mit ideologisch geprägten Äußerungen zu künstlicher Empfängnisverhütung, Abtreibung und menschlicher Sexualität überschreite das Gremium seine Kompetenzen und mische sich in innerkirchliche Angelegenheiten ein, hieß es in der Erklärung Lombardis. Das Kinderrechtkomitee habe sich die vorurteilsbeladene Sichtweise einiger notorisch kirchenkritischer Verbände und Organisationen zu eigen gemacht, die Erläuterungen des Vatikan hingegen unberücksichtigt gelassen, so Lombardi.

Federico Lombardi

Reuters/Alessandro Bianchi

Federico Lombardi

Der Leiter des vatikanischen Presseamtes wies zudem darauf hin, dass Beratungen und Veröffentlichungen des Berichts über den Vatikan im vergleich zur üblichen Praxis für andere Länder „absolut anomal“ verlaufen seien.

„Negative Konsequenzen“ für UNO

Lombardi hob weiter hervor, dass nicht nur der Vatikan wegen des Berichts in der Kritik stehe, sondern auch das Kinderrechtkomitee selbst. Er wolle Entstehung und Veröffentlichung des Dokuments zwar nicht pauschal mit „den Vereinten Nationen“ in Verbindung bringen, so der Leiter des vatikanischen Presseamtes. Dennoch müsse die UNO die „negativen Konsequenzen“ des Berichts tragen.

Zugleich trat Lombardi in dem vom Sender Radio Vatikan veröffentlichten Schreiben dem Eindruck entgegen, es gebe eine „Konfrontation“ zwischen dem Vatikan und den Vereinten Nationen. Der Vatikan habe die UNO als Ort der Begegnung zwischen den Völkern für ein friedliches Zusammenleben stets moralisch unterstützt. Umgekehrt hätten die UN-Spitzenvertreter stets die moralische Autorität des Heiligen Stuhls geachtet.

„Verletzung der Kinderrechtskonvention“

Das UNO-Komitee hatte in der Stellungnahme den jüngsten Kinderschutz-Bericht des Heiligen Stuhls als unzureichend kritisiert. Einige notwendige Maßnahmen fehlten weiterhin, erklärten die Experten der Vereinten Nationen in ihrem Prüfbericht zum Vatikan am Mittwoch in Genf. In der Praxis könnten Sexualstraftäter in der katholischen Kirche straflos bleiben, bemängelten sie. Darüber hinaus kritisierte das Komitee auch die kirchlichen Lehren zu den Themen Homosexualität und Abtreibung.

Die Vorsitzende des Komitees, Kirsten Sandberg, bestätigte auf Nachfrage von Journalisten, dass die Haltung des Vatikans in den Augen des Komitees einer Verletzung der Kinderrechtskonvention darstelle - mehr dazu in UNO: Vatikan verletzt Kinderrechtskonvention.

KAP/APA

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