Missbrauch: Erzbischof von Edinburgh zeigt Vorgänger an

Der katholische Erzbischof von Edinburgh, Leo Cushley, hat im Vatikan Anzeige gegen seinen Vorgänger Kardinal Keith O’Brien wegen sexueller Übergriffe eingereicht. O’Brien war 2013 altersbedingt zurückgetreten.

Laut Berichten mehrerer britischer Zeitungen am Montag werfen drei Priester dem heutigen Kardinal vor, seine frühere Position als Leiter eines Priesterseminars in den 1980er Jahren zu „erzwungenen“ und „missbräuchlichen“ sexuellen Beziehungen genutzt zu haben. Der 75-jährige O’Brien lebt nach seinem altersbedingten Rücktritt im Februar 2013 in einem Ordenshaus in der nordwestenglischen Grafschaft Cumbria.

Den Presseberichten zufolge sandte Cushley einen Bericht mit den Vorwürfen an die römische Bischofskongregation. Die „Times“ und der „Herald“ zitierten Aussagen einer nicht näher bezeichneten vatikannahen Quelle, der zufolge ein kirchenrechtliches Verfahren denkbar sei. Eine mögliche Konsequenz könne sein, dass O’Brien zum Verzicht auf die Kardinalswürde aufgefordert wird. Wahrscheinlicher sei jedoch, dass die Sache angesichts der Faktenlage und des erfolgten Rücktritts nicht weiter verfolgt werde. Papst Franziskus werde O’Brien dann möglicherweise „eine zweite, längere Zeit in Gebet und Buße“ verordnen.

Zweifel an Aufklärungsarbeit

Ein ehemaliger Berater der katholischen Kirche in Schottland in Missbrauchsfragen, Alan Draper, rief die Kirchenleitung indes zu Transparenz auf, um verlorene Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen. Unter schottischen Katholiken gebe es Zweifel an der bisherigen Aufklärungsarbeit der Kirche. O’Brien solle sein damaliges Verhalten offenlegen und versuchen Schaden wiedergutzumachen. Dazu gehöre eine Vermittlung mit den betroffenen Priestern, so Draper.

O’Brien hatte mit Erreichen der Altersgrenze für Diözesanleiter im Februar 2013 sein Amt als Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh abgegeben. Die Emeritierung war überschattet von Vorwürfen sexueller Belästigung von Priesteramtskandidaten. Der Kardinal räumte damals moralische Verfehlungen in seiner Zeit als Seminarleiter in den 1980er Jahren ein. Nach den Anschuldigungen verzichtete O’Brien auf seine Teilnahme an der Papstwahl im März. Im Mai zog er sich laut Vatikanangaben mehrere Monate zu „geistlicher Erneuerung, Gebet und Buße“ zurück.

KAP

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