Google muss Anti-Islam-Film vom Netz nehmen

Der Internetkonzern Google muss das islamfeindliche Schmähvideo „Unschuld der Muslime“ aus seinem Videoportal YouTube entfernen. Durch den Film ausgelöste Massenproteste hatten zu Todesopfern geführt.

In dem Amateur-Film wird der Prophet Mohammed als Gewalttäter, Frauenheld, Homosexueller und Kinderschänder verunglimpft. Der 14-minütige Trailer des Films hatte im Sommer 2012 heftige antiwestliche Massenproteste mit mehreren Toten ausgelöst.

Ein Berufungsgericht im US-Staat Kalifornien gab der Klägerin Cindy Lee Garcia am Mittwoch Recht. Der Film verstoße gegen das Urheberrecht der Schauspielerin. Garcia hatte angegeben, für den Film verpflichtet worden zu sein, ohne dass die Filmemacher sie über dessen antiislamische Zielrichtung informiert hätten. Nachdem der Film bei Muslimen weltweit für Empörung und in einigen Ländern zu gewaltsamen Protesten geführt hatte, habe sie Todesdrohungen erhalten.

Google verweigerte Löschung

Sie hatte sich vergeblich an Google gewandt und versuchte schon 2012, die Ausschnitte per einstweiliger Verfügung löschen zu lassen. Mit ihrem ersten Versuch war sie vor Gericht jedoch gescheitert. Richter Alex Kozinski sah es als erwiesen an, dass Garcia „irreparablen Schaden“ erleiden könnte, sollte der Film im Netz bleiben. Google hatte sich zuvor geweigert, den Film aus dem Angebot zu nehmen, da dies gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstieße. Auf die Entscheidung von Mittwoch gab es zunächst keine Reaktion von dem Konzern.

Gericht: Darstellerin wurde getäuscht

Laut dem Gerichtsurteil wurde Garcia von dem Produzenten Mark Basseley Youssef für einen Film mit dem Arbeitstitel „Wüstenkrieger“ gecastet. Erst als der Amateurfilm auf YouTube veröffentlicht wurde, habe Garcia festgestellt, dass das Filmmaterial in Wahrheit für einen antiislamischen Film über das Leben des Propheten Mohammed bestimmt war. Ihre Äußerungen in dem Film wurden dabei neu synchronisiert, so dass sie etwa sagte: „Ist Dein Mohammed ein Kinderschänder?“.

Der Film, der insgesamt eine Stunde und 14 Minuten dauert, löste im September 2012 teils gewaltsame Proteste aus, in deren Zuge bei einem Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi der US-Botschafter Chris Stevens und drei seiner Mitarbeiter getötet wurden. Der Filmemacher Youssef, der auch unter den Pseudonymen Nakoula Basseley Nakoula und Sam Bacile auftrat, wurde wegen Verstoßes gegen seine nach einem früheren Vergehen verhängten Bewährungsauflagen inhaftiert, kam vergangenes Jahr aber wieder frei.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP