D: Bischöfe fordern Entscheidung über Tebartz-van Elst

Der Untersuchungsbericht zum Skandal in der deutschen Diözese Limburg liegt im Vatikan auf dem Tisch. Aber die Entscheidung aus Rom über Bischof Tebartz-van Elst lässt auf sich warten. Die Bischöfe werden ungeduldig.

In der katholischen Kirche wächst der Druck auf Papst Franziskus, den bislang geheimen Bericht über den Limburger Bau-Skandal zu veröffentlichen und über die Zukunft von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu entscheiden. „Ich bin fest überzeugt, dass möglichst bald dieser Bericht veröffentlicht werden muss“, sagte der Mainzer Bischof Karl Lehmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag-Ausgabe). Zuvor hatte unter anderem auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch eine schnelle Entscheidung des Papstes gefordert - „im Interesse aller Beteiligten“.

Tebartz-van Elst war wegen seiner Amtsführung und wegen der Kosten von mindestens 31 Millionen Euro für den Umbau des Bischofssitzes auf dem Limburger Domberg in die Kritik geraten. Seit Ende Oktober hält er sich aufgrund einer Entscheidung des Papstes in einem Kloster auf. Die Ausgaben für den Umbau waren von einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) geprüft worden, deren Bericht seit Anfang März dem Vatikan vorliegt. Nicht zuletzt von diesem bislang geheim gehaltenen Bericht dürfte die Entscheidung von Papst Franziskus abhängen.

Diözese legt Finanzen offen

Die Diözese selbst kündigte am Freitag an, ihr Vermögen und ihre Ausgaben noch vor der Sommerpause offenzulegen. Der Schritt war bereits im Dezember angekündigt worden, nun hätten aber die Verwaltungsgremien die Veröffentlichung beschlossen, teilte ein Sprecher mit. Die bischöflichen Vermögenswerte würden in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht. Als Konsequenz aus dem Limburger Skandal hatten die meisten Diözesen bereits vor Monaten die bischöflichen Vermögenswerte offengelegt.

„Mit dieser Entscheidung geht das Bistum Limburg nach der bereits erfolgten Veröffentlichung des Budgets und der Verwendung der Kirchensteuer einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur größtmöglichen Transparenz in finanziellen Angelegenheiten“, sagte Finanzdezernent Gordon Sobbeck.

Rückkehr „nicht realistisch“

Offen bezweifeln mehrere deutsche Bischöfe eine Rückkehr des Limburger Bischofs in seine Diözese. „Ich halte eine Rückkehr für nicht realistisch“, hatte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, am Mittwoch in Ulm gesagt. Auch Lehmann zeigte sich skeptisch: „Es gibt viele Gründe, warum er nicht zurückkommen kann“, sagte der Kardinal laut „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bereits im Februar hatte es sein Trierer Amtsbruder Stephan Ackermann für fraglich gehalten, ob Tebartz-van Elst auf seinen Bischofsstuhl zurückkehren kann. „Ich nehme eine große Entfremdung zwischen Bischof und Bistum wahr“, hatte Ackermann damals der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ gesagt.

Papst in „unseliger Situation“

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht Papst Franziskus in der Causa Limburg indes in einer „unseligen Situation“. Tebartz-van Elst sehe nicht ein, dass er dem Papst seinen Rücktritt anbieten müsse und bringe Franziskus damit in die schwierige Situation, eine Entscheidung treffen zu müssen, sagte Schüller in einem Interview für die ARD (Südwestrundfunk).

„Egal wie sich der Papst entscheidet, er wird danach beschädigt sein, weil jeweils eine Seite das nicht gut finden wird“, so Schüller laut einer Vorabmitteilung des Senders. Scharfe Kritik übte der Kirchenrechtler, der selbst mehrere Jahre unter Tebartz-van Elsts Vorgänger Franz Kamphaus in der Diözese Limburg tätig war, an jüngsten Äußerungen des Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Amtsverlust für Kardinal Müller möglich

Müller habe den Eindruck erweckt, die Kirche sei ein rechtsfreier Bereich. Schüller hält es für möglich, dass Kardinal Müller wegen seiner Äußerungen sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation verlieren könnte. „Seine Äußerungen kommen in Rom schlecht an“, so Schüller. Ähnlich hatte sich zuletzt auch der Papstberater und Theologe Gregor Maria Hoff geäußert - mehr dazu in Papstberater: Fällt Tebartz, wackelt ein Kurienkardinal.

Der Präfekt der Glaubenskongregation hatte den Umgang mit Tebartz-van Elst in Deutschladn zuletzt als „Rufmord“ bezeichnet und von einer „Lust auf Menschenjagd“ gesprochen. „So etwas hatten wir in Deutschland früher schon mal in einer ganz dunklen Epoche“, sagte der Kardinal - mehr dazu in Kardinal Müller beklagt „Rufmord“ an Limburger Bischof.

religion.ORF.at/dpa/KAP