Vortrag: „Sex and Crime“ im Rom des 19. Jahrhunderts

Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf rollt in seinem Roman „Die Nonnen von Sant’ Ambrogio. Eine wahre Geschichte“ eine Crime-Story im Rom des 19. Jahrhunderts auf. In Wien hält er einen Vortrag dazu.

Es ist eine wahre Geschichte, die Hubert Wolf in seinen Roman verpackt hat: In Rom, unweit vom Petersdom, sucht eine junge Adelige im 19. Jahrhundert das geistliche Leben und gerät in einen Sumpf aus Sex and Crime. Nach mehreren Anschlägen knapp dem Tod entronnen, erstattet sie dem Heiligen Offizium Anzeige: Überbordende Frömmigkeit und (häretische) Heiligenverehrung dienen den Nonnen als Deckmantel für Obszönitäten, Missbrauch, Abhängigkeit und Mord, in die auch mancher Beichtvater und hochrangige Würdenträger involviert ist.

Veranstaltungshinweis

Hubert Wolf: „Die Nonnen von Sant’ Ambrogio - Römische Inquisition im 19. Jahrhundert zwischen Wahrheitsfindung und Missbrauchsvertuschung“

3. April 2014, 18.00 Uhr, Theatersaal der Akademie der Wissenschaften, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien

Eintritt frei, keine Anmeldung notwendig

Der Skandal wird geklärt – freilich mit sehr unterschiedlichen Folgen für die verantwortliche Täterin und die kaum weniger verantwortlichen kirchlichen Autoritäten. Mit seinem akribisch recherchierten Kriminalfall von Sant’ Ambrogio hat Hubert Wolf nicht nur einen historischen Bestseller, sondern ein dogmengeschichtlich hochbrisantes Buch vorgelegt.

Über seine Forschung und das Buch wird Wolf am 3. April in Wien im Zuge der „Wiener Vorlesungen“ auf Einladung der Theologischen Kurse und des Instituts für Kirchengeschichte der Universität Wien sprechen. Wolf ist habilitierter Theologie, Priester und Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Seit 2002 leitet er das dortige Langzeitprojekt Römische Inquisition und Indexkongregation.

Mehr als die Institute für Männer bildeten Frauenklöster in vormodernen Zeiten fast hermetisch abgeriegelte Sonderwelten. Sie boten damit „Schutzräume“ der Spiritualität und Mystik, konnten aber zu Biotopen der Repression und des Missbrauches werden. Aufgeklärte Staaten haben den Ordensbereich vielerorts radikal „entrümpelt“; im Kirchenstaat der Päpste überlebten die alten Verhältnisse bis zu dessen Untergang 1870. Ein unikaler Quellenfund, den Hubert Wolf dokumentieren und auswerten konnte, bietet eines von wenigen Fenstern in dunklere Bereiche dieser versunkenen Welt.