Kardinal Pell räumt Fehler in Missbrauchsfall ein

Der kürzlich ernannte neue Finanzchef des Vatikans, der australische Kardinal George Pell, hat Fehler im Umgang mit einem Missbrauchsopfer in seiner bisherigen Diözese Sydney eingeräumt.

Pell, der in Kürze sein neues Amt in Rom antritt, hat sich öffentlich für den Umgang der Kirche mit einem Mann entschuldigt der die Erzdiözese Sydney verklagt hatte, weil er als Messdiener in den 1970er Jahren von einem Priester missbraucht worden sei. 2007 verlor er den Prozess aus rechtstechnischen Gründen.

Im Zuge der Aufarbeitung und rechtlichen Auseinandersetzung habe der Betroffene erneut Verletzungen erlitten, erklärte Pell laut dem australischen Sender ABC (Freitag) vor einem staatlichen Untersuchungsausschuss. „Wir haben, teils unbeabsichtigt, in unserer moralischen und seelsorglichen Verantwortung vielfach versagt“, so der Kardinal. Die Eltern von zwei anderen Missbrauchsopfern sagten dem Sender, Pell habe ihnen eine Reform der Entschädigungspraxis zugesichert.

Kardinal George Pell

Reuters/Tim Wimborne

George Pell

Pell (72) war von 1996 bis 2001 Erzbischof von Melbourne und anschließend Erzbischof von Sydney. Ende Februar wurde er von Papst Franziskus an die Spitze des neu gegründeten Wirtschaftssekretariats im Vatikan berufen - mehr dazu in Papst richtet neues „Wirtschaftsministerium“ ein und Vatikan: „Wirtschaftsminister“ Pell ab Ende März im Amt.

„Völlige Kehrwende“ von Pell

Bei den Eltern der beiden anderen Opfer handelte es sich um das Ehepaar Foster. Deren zwei Töchter waren als Grundschulkinder von ihrem Pfarrer wiederholt vergewaltigt worden. Eine von ihnen nahm sich später das Leben, eine andere wurde alkoholkrank und ist seit einem Unfall behindert.

Der Vater der Schwestern, Anthony Foster, sprach im ABC-Programm von einer „völligen Kehrtwende“ des Kardinals. Pell habe ihnen persönlich zugesichert, die Weise der Entschädigung zu ändern und eine Obergrenze von 75.000 Australischen Dollar (50.000 Euro) abzuschaffen. „Das ist, was wir die vergangenen 18 Jahre gewollt haben“, sagte Foster. „Ich sagte ihm auch, das werde die katholische Kirche in Melbourne einige hundert Millionen Dollar kosten. Seine Antwort war, dass er nickte und ‚Ja‘ sagte“, so Foster.

Die Erzdiözese Melbourne erklärte laut dem Sender ABC, man seien über das Treffen Pells mit den Fosters informiert worden, hätte aber keine Kenntnisse über Inhalte. Der amtierende Bischof Denis Hart wolle sich seinerseits mit dem Ehepaar Foster treffen, zitierte ABC das Büro Harts.

religion.ORF.at/KAP

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