Rom: 40.000 Menschen bei Kreuzweg mit Papst

Papst Franziskus hat am Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom geleitet. An der Zeremonie vor Roms Wahrzeichen beteiligten sich 40.000 Gläubige, Pilger und Touristen.

Die Andacht zu Leiden und Sterben Jesu am Karfreitagabend stand in diesem Jahr im Zeichen derer, die durch die Wirtschaftskrise und die globale Ungerechtigkeit zu Ausgegrenzten geworden sind, keine Arbeit mehr haben und ihre Heimat verlassen müssen. Im Schein Tausender Kerzen und Fackeln wurde das Holzkreuz unter anderem von Obdachlosen, Flüchtlingen und Strafgefangenen von Station zu Station getragen.

Prozession im Kolosseum

Reuters/Tony Gentile

Kreuzwegprozession im Kolosseum

Papst Franziskus vor dem Kolosseum

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus bei der Kreuzwegandacht am Karfreitagabend

Ungerechtigkeiten, die durch die Wirtschaftskrise entstanden seien, lasteten vor allem auf den „Schultern der Arbeiter“, hieß es in einer der Meditationen. Arbeitslosigkeit, Entlassungen und Finanzspekulationen müssten bekämpft werden. Gleiches gelte für Korruption, überhöhte Zinsen und Firmenfluchten ins Ausland.

Zugleich beteten die Gläubigen für eine größere Offenheit gegenüber Flüchtlingen. Die Tür müsse offenbleiben für jene, die anklopften, „um Asyl, Würde und Heimat zu finden“. Der Rassismus müsse überwunden werden. In einem anderen Text ging es um Kinder, die Opfer giftiger Dämpfe wurden, die illegale Müllverbrennungen der Mafia zwischen Rom und Neapel verursachten.

Mafia-Kritiker schrieb Meditationen

Papst Franziskus folgte der Zeremonie von einem Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus. „Jesus führe uns vom Kreuz zur Auferstehung und lehre uns, dass das Böse nicht das letzte Wort haben wird, sondern die Liebe, die Barmherzigkeit und die Vergebung“, betete der Papst zum Abschluss des eineinhalbstündigen Kreuzwegs. Die Menge applaudierte nach seiner kurzen Ansprache und rief laut „Viva il papa“.

Die Texte für die 14 Kreuzweg-Meditationen stammten aus der Feder des Erzbischofs von Campobasso, Giancarlo Bregantini, der in Italien als Mahner gegen die Mafia bekannt ist. Gelesen wurden die Meditationen von der bekannten italienischen Schauspielerin Virna Lisi.

Vor Beginn des Kreuzwegs hatte der Papst mit einem Gottesdienst im Petersdom des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Zu Beginn des von Stille geprägten Gottesdienstes knien die Priester traditionell vor dem Altar nieder. Bilder zeigten Papst Franziskus im Gebet flach auf dem Boden liegend. Nach Lesungen aus der Heiligen Schrift und den Großen Fürbitten stand die Verehrung des Kreuzes im Zentrum der Feier. Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten nahmen an der Zeremonie teil.

Papst liegt am Boden

Reuters/Stringer

Papst Franziskus bei der Karfreitagsliturgie

„Anti-Gott“ Geld

Der Hausprediger des Papstes, Raniero Cantalamessa, prangerte bei der Karfreitagsliturgie überhöhte Managergehälter an. Es sei ein Skandal, dass manche Menschen Gehälter und Pensionen bezögen, „die hundertmal größer sind als die derer, die für sie arbeiten“, sagte Cantalamessa. Empörend sei auch, dass ausgerechnet diese Menschen sofort protestierten, „wenn sich am Horizont auch nur die Möglichkeit abzeichnet, zugunsten einer größeren sozialen Gerechtigkeit auf etwas verzichten zu müssen“, so der italienische Kapuzinerpater. Schuld daran sei die Geldgier. Geld sei „der Anti-Gott“.

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Er gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. Weitere Höhepunkte der Kar- und Ostertage im Vatikan sind am Sonntagvormittag die Ostermesse des Papstes auf dem Petersplatz (10.30 Uhr) und um die Mittagszeit der feierliche Segen „Urbi et orbi“. Am Gründonnerstag hatte der Papst zwölf Menschen mit Behinderung die Füße gewaschen - mehr dazu in Papst vollzog traditionelle Fußwaschung.

APA/KAP/dpa

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