Human Rights Watch: Indiens Lehrer diskriminieren

Indiens hinduistisches Kastenwesen ist nach einem am Dienstag vorgestellten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nicht einmal in staatlichen Schulen überwunden.

Lehrer ließen die Schüler im Norden des Landes oft nach Kasten geordnet antreten, heißt es in dem Bericht mit dem Namen „‚Sie sagen, wir sind schmutzig‘: Wie Indiens Randgruppen Bildung versagt wird“. Dalits, früher Unberührbare genannt, müssten sogar die Schultoilette putzen.

Ungleichheit „tief in Gesellschaft verwurzelt“

Seit vier Jahren hat jedes Kind in Indien ein Recht auf Bildung. Doch fast die Hälfte breche schon in der Grundschule ab, heißt es in dem Bericht weiter. Autorin Jayshree Bajoria sagte, die „tief in der Gesellschaft verwurzelte Diskriminierung“ treffe vor allem Dalits, Muslime und Kinder von Stammesvölkern.

Schule in Indien

Reuters/Danish Ismail

Dalits, Muslime und Kinder von Stammesvölkern würden in der Schule diskriminiert, so Human Rights Watch

Lehrer und Direktoren würden nicht zur Rechenschaft gezogen: „Vielleicht hat die indische Regierung das Gefühl, sie kann nichts dagegen tun.“ Dalits werden in Indien immer noch als minderwertige Menschen angesehen, ihnen werden meist schmutzige und unangenehme Arbeiten zugewiesen.

Die Verfassung Indiens verbietet eine Diskriminierung anhand von Religion, Ethnie oder Kaste. Doch Shyam, ein 14-Jähriger aus Uttar Pradesh erzählte den Menschenrechtlern: „Die Lehrerin zwang uns immer, in einer Ecke des Raums zu sitzen, und schmiss Schlüssel nach uns“, wenn sie verärgert war. „Wir bekamen nur dann etwas zu essen, wenn etwa übrig blieb, nachdem die anderen Kinder bekommen hatten. ... Nach und nach hörten wir auf, zur Schule zu gehen.“

religion.ORF.at/dpa

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