Konflikte in Zentralafrika nicht religiös motiviert

Unter den Teilnehmern einer Konferenz im König Abdullah Zentrum (KAICIID) in Wien herrschte am Wochenende Einigkeit darüber, dass die Konflikte in Zentralafrika politische und nicht religiöse Hintergründe haben.

Zwölf Experten und religiöse Vertreter aus verschiedenen Organisationen nahmen in den prunkvollen Räumen des Palais Sturany für das umstrittene König-Abdullah-Zentrum am Freitag in Wien an einer zweitägigen Konferenz für den Frieden in der Zentralafrikanischen Republik teil. Sie diskutierten Möglichkeiten, einen Friedensprozess in Zentralafrika einzuleiten.

Bei der Veranstaltung des „King Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ (KAICIID), das unter anderem von Saudi-Arabien finanziert wird, wurden Wege und Strategien besprochen, wie man einen Weg für Frieden in dem konfliktgebeutelten Land herbeiführen könnte. Unterstützt wurde die Tagung laut Veranstaltern vom österreichischen Außenministerium.

Flüchtlingskonvoi in Zentralafrika

Reuters/Siegfried Modola

Ein Flüchtlingskonvoi von der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui in Richtung Norden

Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert seit März 2013 stetig. Damals hatten die mehrheitlich muslimischen Seleka-Rebellen Präsident Francois Bozize gestürzt und als Nachfolger Michel Djotodia an die Macht gebracht. Dieser löste die Seleka offiziell auf, doch die Gewalt - vor allem gegen die christliche Mehrheit im Land - nahm weiter zu. Die Anti-Balaka begannen ihre Vergeltungsschläge gegen die Seleka.

Konflikte nicht religiös

Einig waren sich die Teilnehmer der Tagung darüber, dass die Konflikte nicht religiös bedingt sind, sondern politische Gründe haben, die in historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten wurzeln. Es bestehe jedoch die reale Gefahr, dass sich das Land in religiöse Gruppen aufspalte. Denn selbst die Bevölkerung glaube bereits an religiöse Ursachen des Krieges. Daher sei die interreligiöse Zusammenarbeit enorm wichtig, auch um zu verhindern, dass die Unruhen in die Nachbarländer überschwappe.

Die offiziellen Religionsvertreter des Landes sind um Deeskalation bemüht. Der Erzbischof von Bangui, Dieudonne Nzapalainga, reise etwa gemeinsam mit dem nationalen muslimischen Religionsführer, Imam Omar Kobine Layama, mit Megaphonen durch das Land, um zur Versöhnung aufzurufen, berichtet auch Christoph Klitsch-Ott, Referatsleiter Afrika bei Caritas Interntational - mehr dazu in Amnesty: „Ethnische Säuberungen“ in Zentralafrika.

Versagende Politik

Die Tagungsteilnehmer in Wien sahen die versagende Politik als Hauptgrund für die derzeitige Situation in Zentralafrika. In dem 4,5 Millionen Einwohner zählenden Staat seien 600.000 Menschen auf der Flucht. Die verschiedenen Religionen müsste eine gemeinsame Sprache des Friedens finden, um die Bevölkerung zu schützen, so die Experten bei der KAICIID-Konferenz.

Der Generalsekretär des Instituts, Faisal Bin Abdulrahman Bin Muammar, betonte, dass das Zentrum „Brücken des Dialogs“ und des Respekts baue. Die Konferenz habe dennoch nur informellen Charakter und es werde keine offiziellen Ergebnisse bezüglich der Zentralafrikanischen Republik geben, denn man müsse sehr vorsichtig sein mit konkreten Statements, so der Generalsekretär. „Die Frage ist, wie wir uns künftig als Dialogzentrum positionieren“, ergänzte Bin Muammar.

Vertreter der Weltreligionen im KAICIID

Das KAICIID wird von einem „Board of Directors“ geleitet, das aus Vertretern der großen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) und Kulturen besteht. Das Dialogzentrum erhält gleichwertige Unterstützung von den Regierungen von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich, von denen jede im Council of Parties des Zentrums vertreten ist. Auch aus dem Vatikan erhält das Institut Unterstützung.

An dem Treffen vergangenes Wochenende waren Vertreter der katholischen Kirche in Zentralafrika, islamische und protestantische Gelehrte, interreligiöse Organisationen der Zentralafrikanischen Republik sowie vermittelnde Experten internationaler und nationaler Organisationen wie der „Finn Church Aid“, dem „Netzwerk traditioneller und religiöser Friedensstifter“, der „Organisation für Islamische Zusammenarbeit“ (OIC), der „United Religion Initiative“ und der afrikanischen Religionenkonferenz (AACC) beteiligt.

Kritiker sehen in dem Zentrum einen Versuch Saudi Arabiens, sein international wegen den Menschenrechtsverletzungen angeschlagenes Image aufzupolieren.

religion.ORF.at/APA

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