Patriarch Twal: Hassakte „vergiften das Klima“ in Israel

Die steigende Zahl an Vandalismusakten vergiftet aus Sicht des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fuad Twal, vor dem Papst-Besuch Ende Mai die interreligiösen Beziehungen im Land.

Vor allem im Hinblick auf den Besuch von Papst Franziskus seien die Übergriffe auf Christen, Muslime und Drusen schlecht für die Zusammenarbeit, sagte Twal am Sonntag in Haifa. Wegen der Zunahme von Sachbeschädigungen und der Verschandelung von Sakralbauten mit Hassparolen, die sich gegen Muslime und Christen in Israel und im Westjordanland richten, hatte die katholische Kirche zur Pressekonferenz in die nordisraelische Hafenstadt eingeladen.

Die anhaltende Hasskriminalität sei „auch ein Schandmal für die Demokratie, die Israel sich selbst attestiert“, so Twal. Zwar würden die Taten verurteilt, aber eine Strafverfolgung finde kaum statt, bemängelte er. Der Patriarch forderte die israelische Regierung und die Sicherheitskräfte deshalb zum Handeln auf. Die Täter müssten verfolgt und zur Rechenschaft gezogen werden. Weiterhin sei unklar, ob hinter den Vandalismusakten Einzeltäter oder eine Gruppe stünden. Die anscheinende Untätigkeit der Behörden lasse die Frage aufkommen, wie wichtig das Thema der Regierung überhaupt sei, so Twal.

Fouad Twal vor einem Franziskus-Plakat

Reuters/Ammar Awad

Patriarch Fuad Twal bei der Pressekonferenz in Haifa

Zahl der Übergriffe nimmt zu

In den beiden vergangenen Jahren sind von Israelis immer wieder Gewaltakte aus religiösem Hass begangen worden; in den letzten Wochen haben die sogenannten „Preisschild“-Attacken erneut sprunghaft zugenommen. Den Slogan „Preisschild“ hinterlassen die Täter als gemeinsames Bekennerzeichen an den Tatorten ihrer Zerstörungen und Brandanschläge, die sich gegen Häuser und Autos von Palästinensern, israelischen Arabern und Friedensaktivisten richten.

Zuletzt wurden am Freitag antichristliche Parolen auf die Wände einer Kirche in Jerusalem geschmiert. Vergangene Woche schrieben Unbekannte die Worte „Tod den Arabern, den Christen und allen, die Israel hassen“ an eine Wand des Büros der katholischen Bischofskonferenz in Jerusalem.

Auch Moscheen sowie christliche Kirchen und Klöster sind immer wieder Ziele von Brandanschlägen und Schmierereien. Selbst Fahrzeuge und Einrichtungen der israelischen Armee werden beschädigt, wenn diese gegen illegale Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten vorgeht.

Keine Gefahr bei Papst-Besuch

Auf die Frage nach der gegenwärtigen Sicherheitslage und dem Risiko eines Anschlags während des Papstbesuchs mahnte Patriarch Twal trotz allem zur Ruhe. Es gebe keinen Grund für Angst, vielmehr seien die Sicherheitsvorkehrungen Israels sehr streng, so Twal.

Auch Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, Zion Evrony, sagte am Montag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“, dass es keine Auswirkungen auf den bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus gebe. Es handle sich um Taten von „einigen Extremisten“, die nicht repräsentativ für die Haltung der israelischen Regierung und der Mehrheit der Bevölkerung seien.

Evrony hob außerdem hervor, dass die christliche Gemeinde in Israel volle Religionsfreiheit habe und Christen gleichberechtigte Bürger im Land seien. Israel sei zudem das einzige Land im Nahen Osten, in dem die Zahl der Christen wachse.

religion.ORF.at/KAP/AFP