Theologe: Im Zweifel Nein zu Homosexuellen-Adoption

Der Religionssoziologe und Theologe Paul Michael Zulehner ortet in Bezug auf die Frage, ob homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen Diskussionsbedarf, „noch mehr aber einen gediegenen Forschungsbedarf“.

Im Blick auf die „höchst kontroverse“ Frage der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare sei „derzeit noch nicht klar, wie sich Kinder ohne Vater und Mutter, dafür mit zwei Vätern oder zwei Müttern entwickeln. Dazu braucht es verlässliche Langzeitstudien in unserem Land“, schrieb der katholische Priester am Mittwoch in seinem Blog.

Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner

Kathpress/Franz Josef Rupprecht

Paul Michael Zulehner

Er warnte vor einem „nicht seriösen“, „hastigen und durchschaubaren Populismus auf dem Rücken von Kindern“. Die Politik brauche „in einer derart folgenreichen Frage, bei der es um das Wohl von Kindern geht“, Besonnenheit, Augenmaß und auch Zeit.

„Ökologische“ Logik

Zulehner argumentiert mit einer Parallele aus der Ökologie. Als vor geraumer Zeit zur Debatte stand, ob bestimmte Pestizide den Bienen schaden, habe das richtige Argument gelautet: Man müsse zuwarten, bis erwiesen ist, ob und in welchem Ausmaß sie wirklich schaden. Der damalige Umweltminister Nikolaus Berlakovich wollte diese Pestizide dennoch zulassen und verlor in der Folge sein Amt. „Wer tritt zurück, wenn dieselbe ‚ökologische‘ Logik auf das Kindeswohl angewendet wird?“, fragte Zulehner. Man könne bei Bienen nicht restriktiver sein als bei Kindern.

„Solange Zweifel bestehen, ob der Lebensraum von gleichgeschlechtlich Liebenden wirklich der optimale, auch psychosexuell angemessene Gedeihraum für Kinder ist“, muss laut Zulehner gelten: Im Zweifel für das Nein.

Gegen generelle Schlüsse aus Einzelfällen

Argumente wie „Ich kenne ein gleichgeschlechtliches Paar, dessen Kinder gut gedeihen“ oder „auch in heterosexuellen Paaren oder Kinderheimen haben es Kinder nicht gut“ hält der Wissenschaftler für nicht stichhältig. „Denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und dass es schlechte Autofahrer gibt, spricht noch nicht gegen das Autofahren.“

Zulehner erinnerte an eine breite Online-Umfrage des „Zukunftsforums der Katholischen Kirche“, in der die durchaus nicht nur dem innerkirchlichen Milieu angehörigen Befragten auch nach der Begründung gefragt wurden, ob sie für oder gegen eine „Homo-Adoption“ sind. Das zentrale Pro-Argument: Liebe hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Dem halten die Gegner gegenüber: Ein Kind braucht für sein gutes Gedeihen Mutter und Vater - was auch von „Natur“ aus so vorgesehen sei.

Befürworter und Ablehnende dieser Form der Adoption halten sich laut der Umfrage übrigens die Waage: 41 Prozent sagen Ja, 43 Prozent Nein, 11 Prozent sind unentschlossen, so der mit der Umfrage betraute Zulehner.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: