Erste Untersuchungen in Vatikanbank abgeschlossen

In einer ersten Phase überprüften Experten 18.900 Kundenbeziehungen der Vatikanbank IOR. Das ist der erste Schritt im Kampf gegen Geldwäsche und darüber hinaus zu mehr Transparenz des Unternehmens.

15 Monate nach Antritt des Deutschen Ernst von Freyberg an der Spitze der Vatikanbank hat das Institut für die religiösen Werke (IOR) einen ersten Etappensieg zu feiern. Die Überprüfung der Kunden des einst für seine Verschwiegenheit legendären Vatikan-Geldhauses ist abgeschlossen.

18.900 Kundenbeziehungen des IOR wurden von 25 Finanzexperten der US-amerikanischen Firma Promontory, die auf Unternehmensberatung und Bekämpfung von Geldwäsche spezialisiert ist, minutiös durchleuchtet. Sie mussten überprüfen, ob die Kontoinhaber tatsächlich die eingetragenen Kleriker, Ordensgemeinschaften oder Vatikan-Bediensteten sind, für die sie sich ausgeben, und ob die Finanzbewegungen einwandfrei sind. Die aufwendige Arbeit, die im vergangenen Mai begonnen hat, ist jetzt beendet.

Keine Vatikan-fremden Privatkunden mehr

„Wir wissen nun genau, wer unsere Kunden sind und welche Transaktionen sie abwickeln. Gemäß eines kürzlich gefassten Beschlusses des Verwaltungsrats des Instituts werden Konten von vatikanfremden Privatpersonen seit September vergangenen Jahres sukzessive aufgelöst“, berichtet Markus Wieser im Gespräch mit der APA. Als Direktor der angesehenen Kommunikationsgruppe CNC betreut der Münchner die erst 2013 eingerichtete IOR-Pressestelle.

Die aufwendige Arbeit bei der Kontendurchforstung hat bereits zu konkreten Resultaten geführt. Die Finanzaufsicht des Vatikans (AIF) ist im vergangenen Jahr deutlich mehr verdächtigen Transaktionen nachgegangen als in den Jahren zuvor. Die Zahl ist von sechs Verdachtsfällen 2012 auf 202 im vergangenen Jahr gestiegen. „Viele der 202 Verdachtsfälle wurden vom IOR gemeldet. Dies bezeugt, dass die striktere Bekämpfung der Finanzkriminalität funktioniert“, sagt Wieser - mehr dazu in Vatikan-Finanzaufsicht: 202 suspekte Transaktionen.

Phase zwei: Kompetenzbereiche klären

Jetzt beginnt eine zweite Phase der IOR-Revolution. IOR-Präsident von Freyberg arbeitet an einem neuen Plan, aus dem klar hervorgehen wird, auf welche Kompetenzbereiche sich die Vatikanbank künftig konzentrieren soll. „Das IOR kann besser als andere Banken mit Geldtransaktionen in schwierigen Ländern umgehen. In diesem Bereich bieten wir dank unserer Erfahrung und der langjährigen Zusammenarbeit mit Korrespondenzbanken im Ausland einen besonders guten und schnellen Service an“, berichtet Wieser.

Das IOR sei gewöhnt, für Orden und Missionen in problematische Staaten Geld zu überweisen und das zu besonders günstigen Konditionen. „Das ist darauf zurückzuführen, dass wir im Grund keine kommerzielle Bank sind, die am Ende des Jahres ihren Aktionären Dividenden ausschütten muss“, meint Wieser. 85 Prozent der im IOR angelegten Gelder gehören religiösen Einrichtungen, die meisten davon sind Frauenorden.

Kampf gegen Geldwäsche geht weiter

Auch in den nächsten Monaten sollen weitere Schritte unternommen werden, um die Mittel im Kampf gegen Geldwäsche zu verbessern und eine noch stärkere Offenheit zu garantieren. Im Herbst soll außerdem zum zweiten Jahr in Folge die IOR-Bilanz veröffentlicht werden. Die Vatikanbank, die Einlagen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro verwaltet, weist 800 Millionen Euro an Eigenkapital vor. „Von so einer soliden Basis können viele Banken nur träumen“, sagt Wieser.

Gern führt Wieser Journalisten auf eine Entdeckungsreise durch den IOR-Sitz, der bisher als undurchdringliches Bollwerk galt. Der Turm Nikolaus V., der aus dem Sixtus-Palast - der offiziellen Residenz des Papstes - hervorragt, ist Teil der alten Festung der Päpste. In der kreisrunden Schaltestelle, die in dem Palast aus dem 15. Jahrhundert ein ganzes Stockwerk ausfüllt, beraten die IOR-Angestellten die Kundschaft in mehreren Sprachen. In dem großen Kuppelsaal im zweiten Stockwerk befinden sich sieben Schalter. Eine Etage tiefer stehen Bankomaten, Anleitungen gibt es auch auf Latein.

Das IOR steht unter Aufsicht einer Kardinalskommission, zu deren Mitgliedern seit Jänner auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zählt. Der Papst hat ebenso eine Kommission unter Leitung von Kurienkardinal Raffaele Farina eingesetzt, die dem Heiligen Vater Reformvorschläge für das IOR vorlegen soll. Der Vatikan hat am Dienstag einen Bericht der Bild-Zeitung dementiert, nach dem Ermittlungen gegen den ehemaligen vatikanischen Staatssekretär Tarcisio Bertone laufen. Bertone selber hat den Vorwurf der Veruntreuung vatikanischer Gelder zurückgewiesen - mehr dazu in Bertone weist Vorwurf der Veruntreuung zurück.

religion.ORF.at/APA

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