Mexikanische Missbrauchsopfer schreiben an Papst

Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche in Mexiko haben sich in einem Brief an Papst Franziskus gewandt. Sie fordern „strukturelle“ Neuerungen in der katholischen Kirche.

In dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben, das von etwa hundert Organisationen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützt wurde, forderten die Opfer von der Kirche „strukturelle“ Neuerungen. Unter anderem verlangen sie, sexuellen Missbrauch und auch dessen Verschleierung als „schweren Straftatbestand“ einzustufen.

848 Priester des Amtes enthoben

Zahlreiche Missbrauchsfälle hatten die katholische Kirche in den vergangenen Jahren weltweit nachhaltig erschüttert. Hunderte Geistliche wurden aufgrund von Missbrauchsvorwürfen ihrer Priesterämter enthoben. Nach jüngst veröffentlichten Zahlen hat der Vatikan zwischen 2004 und 2013 fast 3.500 Fälle von Missbrauchsvorwürfen verfolgt. Dabei wurden 848 Priester ihres Amtes enthoben und 2572 zu einem zurückgezogenen Leben gedrängt. Im März setzte Franziskus eine Expertenkommission zur Aufarbeitung ein - mehr dazu in: Missbrauch: Papst-Kommission startete Arbeit.

In Mexiko sorgte vor allem der Fall des Gründers des ultrakonservativen Ordens Legionäre Christi, Marcial Maciel, für Empörung. Maciel hatte zahlreiche minderjährige Seminaristen sowie Kinder, die er mit verschiedenen Frauen gezeugt hatte, missbraucht. Im Februar dieses Jahres entschuldigte sich der neu gewählte Generaldirektor der Legionäre Christi öffentlich für die Missbrauchsfälle unter Ordensgründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) - mehr dazu in Legionäre Christi: Entschuldigung für Missbrauch.

Maciel starb im Jahr 2008 im Alter von 87 Jahren in den USA. Erste Vorwürfe gegen ihn tauchten schon in den 1980er Jahren auf. Statt diesen auf den Grund zu gehen, billigte der Vatikan ein Ordensstatut, das interne Kritik an Maciel erstickte und einen Persönlichkeitskult förderte.

UNO-Kritik an Vatikan-Umgang mit Missbrauch

Im Mai hatten die Vereinten Nationen Kritik am Umgang des Vatikans mit den Missbrauchsfällen geübt. Die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt über Berichte, wonach katholische Geistliche die Meldepflicht nicht ernst nähmen. Darüber hinaus müsse dafür gesorgt werden, dass sich Opfer vertrauensvoll an ein unabhängiges Gremium wenden könnten. Auch bei der vollen Entschädigung der Opfer müsse noch mehr getan werden, heißt es in dem UNO-Bericht. Grundsätzlich sei der Wille des Vatikans aber anzuerkennen, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten, so die UNO.

religion.ORF.at/AFP

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