Vatikanist: „Doktrinäre Kluft“ wegen Bischöfinnen

Der Kirchenhistoriker Giovanni Maria Vian sieht in der Entscheidung der anglikanischen Kirche von England, Frauen zu Bischöfinnen zu weihen, eine Vertiefung der „doktrinären Kluft“ zwischen Anglikanern und Kathoilken.

Die Öffnung des Bischofsamts für Frauen in der anglikanischen Kirchen erschwert aus Sicht des Direktors der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian, den ökumenischen Dialog erheblich. „Aber sie bedeutet sicher nicht dessen Ende“, sagte der Kirchenhistoriker der Tageszeitung „La Stampa“ (Dienstag).

Doktrinäre Kluft sehr vertieft

Die doktrinäre Kluft zwischen Anglikanern und Katholiken habe sich damit sehr vertieft, so Vian. Dies gelte auch für die Beziehung zwischen der anglikanischen Kirche und den Orthodoxen. Außerdem werde die am Montag gefällte Entscheidung der Generalsynode der Church of England den Graben in deren eigenen Reihen noch vergrößern, sagte Vian. Viele Anglikaner, vor allem auf der Südhalbkugel, lehnten die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt ab.

Giovanni Maria Vian, Direktor des Osservatore Romano

Reuters/Alessandro Bianchi

Giovanni Maria Vian

Um den ökumenischen Dialog lebendig zu erhalten, kommt es nach seinen Worten vor allem auf die persönlichen und alltäglichen Freundschaften von Christen unterschiedlicher Konfessionen an. Auch das Verhältnis zwischen dem Papst und dem anglikanischen Primas habe sich schon seit Johannes XXIII. (1958-1963) intensiviert. Der jetzige Primas und Erzbischof von Canterbury , Justin Welby, habe erst kürzlich seine Nähe und eine große Wertschätzung für Papst Franziskus bekundet.

„Hindernis auf dem Weg zur Einheit“

Auch der in England und Wales für den Dialog mit den Anglikanern zuständige katholische Bischof, Bernard Longley, erklärte in einer Mitteilung, dass die Zulassung von Bischöfinnen „ein Hindernis auf dem Weg zur Einheit“ zwischen Katholiken und Anglikanern darstelle. Der Erzbischof von Birmingham hob jedoch hervor, dass die katholischen Bischöfe des Landes weiterhin den seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sichtbaren ökumenischen Dialog mit der anglikanischen Kirche suchen und fortführen wollten.

Respekt und ein Hören aufeinander seien für den Dialog nun besonders wichtig, betonte Longley. Er nehme zur Kenntnis, dass viele Anglikaner weiterhin an den bisherigen, bei Katholiken und Orthodoxen üblichen Bischofsregelungen festhielten. 2009 hatte der Vatikan für Anglikaner, die zur katholischen Kirche übertreten wollten, eine eigene Personalprälatur eingeführt. Der Grund für die Übertrittswilligen war die Auseinandersetzung rund um die Bischöfinnen.

religion.ORF.at/KAP

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