Wien: Serbisch-orthodoxer Bischof ins Amt eingeführt

Der neue serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, Andrej (Cilerdzic), ist am Sonntag feierlich in sein Amt eingeführt worden. In seiner Antrittsrede betonte er vor allem das Evangelium als Fundament Europas.

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej hatte den neuen Bischof für Österreich und die Schweiz am Sonntagvormittag bei einer feierlichen Liturgie in der Wiener serbisch-orthodoxen Auferstehung-Christi-Kirche inthronisiert. An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche orthodoxe Würdenträger teil, aber auch der Apostolische Nuntius der katholischen Kirche in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, und der serbische Außenminister Ivica Dacic.

Andrej nahm in seiner Predigt Bezug auf den Ersten Weltkrieg und betonte, dass das damalige Leid nie wiederkehren dürfe. Allein der politische Wille zur Versöhnung und Solidarität seien für das heutige Europa aber zu wenig, betonte er. „Unerlässlich“ seien die „geistlichen und moralischen Fundamente, die aus dem Evangelium ans Licht treten“. Alltag und lebendiger Glaube des Evangeliums dürften nicht getrennt werden, sagte der Bischof.

Bischof Andrej Cilerdzic

Serbisch-orthodoxe Kirche/Andrej Cilerdzic

Bischof Andrej Cilerdzic

Jugendliche bei Suche unterstützen

In besonderer Weise wandte sich der neue Bischof an die Jugend. Die Priester sollten die ersten sein, die sich der Meinungen und Probleme der Jugendlichen annehmen. Viele junge Menschen seien auf der Suche. Es sei die Aufgabe der Kirche, den Jugendlichen bei dieser Suche zu helfen. Bischof Andrej kündigte an, dass er sich bemühen werde, auch zweisprachig zu zelebrieren.

Zugleich erinnerte der Bischof an die lange Tradition der serbisch-orthodoxen Kirche im Bereich des heutigen Österreich. Die Stadt Wien, die einstige „mächtige Hauptstadt des multinationalen Habsburger-Kaiserreichs“, habe auf die Ausgestaltung des nationalen Bewusstseins der Serben beträchtlichen Einfluss genommen. Seit dem großen Exodus der Serben im Jahr 1690 habe ein Prozess der Aufnahme des westeuropäischen kulturellen Erbes stattgefunden, was bei den Serben gerade durch die Vermittlung Österreichs geschehen sei.

Dank für Neulerchenfelder Kirche

„Großen Respekt“ brachte der neue Wiener serbisch-orthodoxe Bischof vor Kardinal Franz König (1905-2004) zum Ausdruck, der - nicht zuletzt als Gründer der Stiftung „Pro Oriente“ - um die Aufnahme geschwisterlicher Beziehungen zur serbisch-orthodoxen Kirche bemüht gewesen sei. Zugleich dankte Bischof Andrej auch dem Kuratoriums-Vorsitzenden von „Pro Oriente“, Kardinal Christoph Schönborn, für die Übergabe der Neulerchenfelder Pfarrkirche an die serbisch-orthodoxe Eparchie.

Abschließend betonte Bischof Andrej, er wolle dem Gottesvolk ein demütiger Bischof und der ihm anvertrauten Herde ein guter Hirte sein. Wörtlich sagte der Bischof: „Ich wünsche mir, dass wir alle gemeinsam in der Freude unseres Glaubens erfolgreich unsere gemeinsame Zukunft aufbauen“. Zugleich unterstrich er den ökumenischen und interreligiösen Aspekt, „die Liebe, die wir allen Menschen darbringen mögen, in der Gemeinschaft mit unseren Geschwistern der römisch-katholischen Mehrheitskirche dieses Landes und mit den Christen anderer Konfessionen und Mitgliedern anderer Religionen hier und überall“.

Cilerdzic wurde Ende Mai von der Bischofsvollversammlung der serbisch-orthodoxen Kirche zum ersten Bischof der Diözese Österreich-Schweiz gewählt. Neben den beiden namensgebenden Ländern umfasst die Diözese auch die Staatsgebiete von Italien und Malta. Die Eparchie mit Sitz in Wien, die früher Teil der Diözese für Mitteleuropa war, wurde 2010 eingerichtet. Der italienische Teil gehörte vorher zur Metropolie von Zagreb-Ljubljana. Interimsleiter war seit der Gründung Bischof Irinej Bulovic.

religion.ORF.at/APA/KAP