Landau: „Sterben im Mittelmeer muss ein Ende haben“

Angesichts der jüngsten Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa, bei der 181 Menschen ums Leben kamen, hat Caritas-Präsident Michael Landau am Dienstag ein Ende der „Abschottungspolitik der EU“ gefordert.

Menschen flöhen vor Dürre und Hunger, vor Verfolgung und Folter, vor Kriegen und Tod, so Landau. Die aktuellen Ereignisse machten die unfassbare Verzweiflung der Menschen deutlich: „In einer globalisierten Welt, die mit all ihren Vor- und Nachteilen gerne auch als globales Dorf bezeichnet wird, lässt sich Verantwortung nicht abschieben. Wir müssen helfen und nicht wegschauen.“ Seit dem Jahr 2000 seien bereits 23.000 Menschen bei dem Versuch gestorben, in ein neues Leben aufzubrechen.

Caritaspräsident Michael Landau

APA/Georg Hochmuth

Caritas-Präsident Michael Landau

Wenn in Europa Banken ins Wanken gerieten, würden über Nacht Rettungspakete geschnürt. Wenn aber im Mittelmeer Menschen zu Tausenden ertrinken, „werden Zäune erhöht und der Grenzschutz verstärkt“, kritisierte Landau. „Keine Rettungspakete, ja nicht einmal genügend Rettungsringe werden ausgeworfen. Das ist ein Verbrechen.“

Dauerhafte Lösungen gefragt

Für Landau gibt es mehrere wichtige Maßnahmen, die in diesem Zusammenhang getroffen werden müssten. Vorrangig brauche es dauerhafte Lösungen für die Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingsbooten. Darüber hinaus müssten aber auch politische Schritte sowohl in den Herkunftsländern als auch in Europa gesetzt werden.

„Wer Schleppern wirklich das Handwerk legen möchte, muss legale Antragsmöglichkeiten in den Herkunftsländern schaffen und legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge und Migranten nach Österreich und Europa sicherstellen“, so der Caritas-Präsident. Außerdem müssten die Grenzregionen der Union verstärkt finanzielle Unterstützung für die adäquate Aufnahme von Flüchtlingen erhalten. Vor allem für kleine und wirtschaftlich schwächere Länder müsse über geänderte Verteilungsregelungen nachgedacht werden.

Zwei Milliarden Euro für Zäune

Laut Amnesty International hat die EU zwischen 2007 und 2013 fast zwei Milliarden Euro für den Bau von Zäunen, hoch entwickelten Überwachungssystemen und Grenzkontrollen ausgegeben. Dagegen sind nur 700 Millionen Euro aus dem EU-Budget in den Ausbau der Asylverfahren und die Verbesserung der Situation von Asylsuchenden geflossen.

Am Wochenende waren erneut bei einem Bootsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa 181 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Kinder. An Bord des von der libyschen Küste abgefahrenen Bootes befanden sich laut den Überlebenden 759 Menschen, 568 davon konnten gerettet werden, nachdem das Boot kenterte. Es habe sich um Flüchtlinge aus Syrien, Pakistan, Nigeria und Ghana gehandelt.

religion.ORF.at/KAP

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