Genitalverstümmelung: UNO prüft Hinweise auf IS-Fatwa

Die UNO prüft Hinweise, wonach die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) die Genitalverstümmelung von Frauen angeordnet haben soll. Am ursprünglichen Bericht über eine solche Anordnung gibt es erhebliche Zweifel.

„Wir versuchen herauszufinden, was wir gesichert wissen“, sagte ein UNO-Sprecher am Donnerstag in Genf und relativierte damit Äußerungen der UNO-Gesandten für den Irak, Jacqueline Badcock. Diese hatte zuvor mitgeteilt, dass Millionen Frauen rund um die von den Extremisten kontrollierte Stadt Mossul im Nordirak durch die Anordnung bedroht seien. Unterstützer der Terrormilizen dementierten die Vorwürfe in sozialen Netzwerken. IS fordere keine Genitalverstümmelungen, hieß es.

Fälschung im Internet?

Badcocks Äußerungen dürften auf ein Dokument in arabischer Sprache zurückgehen, das seit einigen Tagen im Internet kursiert und auf dem tatsächlich eine dementsprechende Forderung sowie das Logo von IS zu sehen sind. Allerdings dürfte das Dokument eine Fälschung sein. Mehrere Journalisten mit Kontakten in den Irak und Jihadismus-Experten gaben am Donnerstag - vornehmlich über den Kurznachrichtendienst Twitter - zu verstehen, dass sie den Bericht für falsch hielten.

Die UNO scheine auf eine „offensichtlich gefälschte Erklärung“ hereingefallen zu sein, sagte etwa der Islamismusexperte Charles Lister von der Denkfabrik Brookings Doha Center. „Es wäre schon ein sehr großer Zufall, wenn die UNO-Quelle eine andere wäre, die aber zur selben Zeit aufgetaucht ist wie die falsche Erklärung im Internet“, sagte er. Demnach passen Genitalverstümmelungen auch nicht zum Religionsverständnis der salafistischen IS-Gruppierung.

Zahlreiche Menschenrechtsverletzungen

Die Vereinten Nationen hatten den Extremisten bereits zuvor schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. In den vergangenen Wochen hatte die Terrorgruppe große Landstriche im Norden und Westen des Iraks erobert und ein „Kalifat“ ausgerufen.

Zuletzt hatte die Miliz Tausende Christen aus Mossul, der zweitgrößten Stadt des Landes, vertrieben. Die Verstöße der Terrorgruppe könnten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen, hieß es von den Vereinten Nationen. Laut einem UNO-Bericht kamen seit Anfang des Jahres im Irak fast 5.600 Zivilisten ums Leben, mehr als 11.600 wurden verletzt.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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