Anglikaner: Frauenordination kein Schaden für Ökumene

Anglikanerprimas Justin Welby, hat in einem Schreiben an den Papst dafür geworben, die Zusammenarbeit beider Kirchen trotz gegensätzlicher Auffassungen zur Frauenordination ohne Abstriche fortzusetzen.

Die Entscheidung der anglikanischen Kirche, Frauen zum Priester- und Bischofsamt zuzulassen, dürfe kein Hindernis für eine Kooperation bei wichtigen globalen Anliegen sein, schreibt der Erzbischof von Canterbury in einem Brief, den die britische Zeitung „Daily Telegraph“ am Sonntagabend veröffentlichte. Der Brief richtete sich neben Papst Franziskus auch an weitere Kirchenvertreter, etwa der orthodoxen Kirchen.

Papst Franziskus und Erzbischof Welby

APA/EPA/OSSERVATORE ROMANO

Papst Franziskus und Erzbischof Welby

Die Generalsynode der anglikanischen Kirche von England hatte vor zwei Wochen beschlossen, dass Bischofsamt künftig auch für Frauen zu öffnen. Zum Priesteramt sind sie schon seit 1992 zugelassen; 1994 wurden erstmals Frauen geweiht. Die Frauenordination war von katholischer Seite wiederholt als Hindernis im ökumenischen Dialog bezeichnet worden. Auch innerhalb der anglikanischen Kirche von England gab es Stimmen, die vor einer Gefährdung des Verhältnisses zur katholischen Kirche durch diese Entscheidung warnten.

Mehr Verbindendes als Trennendes

Die anglikanische Kirche verbinde mehr mit ihren ökumenischen Partnern als sie trenne, so der Erzbischof von Canterbury weiter. Angesichts der vielen Probleme, die es heute auf der Welt gebe, sei ein gemeinsames Zeugnis vom Evangelium wichtiger denn je. Konflikte in vielen Regionen, Armut, Arbeitslosigkeit und Flucht erforderten von den Kirchen, gemeinsam die frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden. „Wir brauchen einander“, so Welby.

Weltweit zählt die anglikanische Kirche etwa 77 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 38 anglikanische Nationalkirchen in 26 Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren afrikanischen Ländern. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby (58). Er hat jedoch als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die Nationalkirchen.

religion.ORF.at/KAP

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